Virginia. Ohne ihn geht’s nicht.

Was sich im Titel relativ platt anhört hat mehrere Dimensionen. Denn ohne Virginia als Tabaksorte wäre heutiger Pfeifentabak kaum denkbar. Und auf der anderen Seite stammen im wesentlichen alle Tabaksorten von virginischen Urahnen (Nicotiana Tabacum) ab. Ohne Virginia hätte sich kein kleinblättriger Orient und kein Burley ausgebildet, und Zubereitsungsformen wie Perique, Cavendish oder Latakia wären kaum denkbar.

Einzig und allein der Nicotiana Rustica stellt eine eigene Gattung dar, und unterscheidet sich genetisch maßgeblich vom virginischen Nicotiana Tabacum. Wer dies einmal live ausprobieren möchte, muss sich unbedingt den Mac Baren HH Rustica zu Gemüte führen.

Der Tabak fand den Weg über die Spanier ins osmanische Reich. Die Bauern in Mazedonien, Thrakien, Bulgarien, Griechenland pflanzten die Tabake vor Ort an, und langsam begann ein Anpassungsprozess der Pflanzen. Die Blätter wurden kleiner, bildeten einen wachsartigen Schutzfilm aus, und ihre Zahl an der Pflanze wuchs. Eine neue Tabaksorte war geboren. Der Orienttabak- oder wie man im englischen Sprachraum sagt: „Turkish Tobacco“.

Auch Cavendish- in seinen unterschiedlichen Ausprägungen besteht im wesentlichen aus Virginia. Bei der „holländischen Methode“ Cavendish herzustellen, wird Virginia zusammen mit Burley und Orient lange gereift, gepresst und zerteilt. Für „englischen“ Black Cavendish wird ebenfalls Virginia solange mit Dampf erhitzt, bis er seine schwarze Färbung bekommen hat. In den USA wird dafür überwiegend Burley benutzt, deshalb unterscheiden sich europäische wie amerikanische Black Cavendish Tabake häufig geschmacklich ganz erheblich.

Kurzum, Pfeifentabak ist ohne Virginia nicht vorstellbar.

Doch was macht ihn aus, wie schmeckt Virginia, was sind seine Eigenschaften?

Grundsätzlich muss man festhalten, das Virginia heutzutage auf der ganzen Welt angebaut wird. Natürlich in den USA, aber auch in Kanada, in Argentinien, Brasilien, Zambia, Tanzania, Zimbabwe. Auf dem asiatischen Kontinent in Indonesien, Bangladesch, in Indien und natürlich in China, das der größte Virginiaproduzent der Welt geworden ist.

Und alle Virginia- Provenienzen finden auch in Pfeifentabaken Verwendung. Dabei tun sich vor allem die Indischen Virginiasorten hervor, die für ihre hohen Zuckergehalte geschätzt werden. Diese führen dazu, das Virginia langsam geraucht relativ süß schmecken kann. Zu hastig und heiß geraucht führt dieser zuckerreiche Virginia aber dazu, das man Zungenbrand bekommt, und die Tabake anfangen bitter und brandig zu schmecken

Afrikanische Virginias aus Zimbabwe oder Tanzania haben sich ebenfalls an die lokalen Gegebenheiten angepasst. So sind Tabakblätter aus diesen Regionen ebenfalls kleiner, ledriger, und sondern ein schützendes Öl ab. Diese Öle machen den Tabak deutlich aromatischer und kräftiger, je nach Zubereitungsart auch richtig stark. Englische Flakes sind ohne afrikanische Virginias kaum denkbar.

Die Hochwertigsten und teuersten Virginias kommen aus den USA, überwiegend aus dem Bundesstaat  Virginia. Amerikanische Virginias sind gewissermaßen der „Tausendsassa“ unter den Virginias, und bilden eine optimale Balance zwischen Würze, Süße und Rauchfülle sowie Glimmfähigkeit. Aber die Bodenbeschaffenheit spielt eine große Rolle bei der Aromatik. Vor allem ob der Boden nährstoffarm- oder Reich ist. Helle Virginias gedeihen auf nährstoffarmen Boden besonders gut, dunklere Sorten auf nährstoffreichen Böden.

Die Farbe des Virginia wird aber vor allem dadurch beeinflusst auf welche Art und weise der Tabak gedörrt wird. Geschieht dies über einem offenen Holzfeuer, wird der Tabak dunkel. Wird der Tabak über einem Kohlefeuer oder einem elektrischen Erhitzer gedörrt, wird der Tabak hell.

Virginia ist durch den hohen Zuckergehalt dabei besonders geeignet für das nachreifen, also das so genannte „Ageing“ von Tabaken. Er verändert sich über die Jahre also besonders vorteilhaft, wird milder, runder und harmonischer.

Der Pfeifenraucher blickt dabei auf ein absolut unübersichtliches Sortiment an Tabaken die Virginia enthalten. Und es wird wohl kaum einen Pfeifentabak geben (uns ist tatsächlich nur ein einziger bekannt), der keinen Virginia enthält. Jeder X- Beliebige aromatisierte Tabak besteht zumindest aus Virginia und Black Cavendish. Oder Virginia und Burley.

Daher möchten wir hier besonders die Pfeifentabake herausstellen, bei denen Virginias die Hauptrolle spielen. Also Reine Virginias, Virginia- Perique Blends, Virginia- Kentuckys, Flakes, Plugs und Twists, Cavendish und Ready Rubbed,

Besonders mit Flakes kann man den Charakter von Virginia besonders gut erkunden. Hier sei zum Beispiel der Mac Baren HH Pure Virginia genannt, der ausschließlich aus Virginia besteht, und der nicht nur gepresst, sondern heißgepresst ist. Dafür werden die Flakepressen mit dampf erhitzt. Der Tabak macht auf diese Weise eine „Nachreifung in Zeitraffer durch“, wird dabei mild, rund und er verliert seine Bissgkeit.

Ein besonders empfehlenswerter Virginia- Perique- Blend ist unser Pipe Republic St. Peter’s Flake, der mit gut 10% Perique schön würzig daherkommt. Ein sehr typischer, leicht pfeffriger Vertreter seiner Gattung, und relativ natursüß.

Abschließend sei noch unser Tasting Bundle „Virginia Explorer“ erwähnt, das einen hervorragenden einstieg in dieses Themenfeld bietet, und drei repräsentative Tabake dieses Genres enthält.

Wir wünschen viel Spaß beim entdecken!

 

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