Gastautor Willi Albrecht über Rainer Barbi: Der Weg eines Meisters vom Juristen zum Pfeifenmacher

Willi Albrecht begleitet die Pfeifenszene seit Jahrzehnten und war an vorderster Front, als sie sich Ende der 90er Jahre im Internet zusammenfand. Er hat selbst lange Zeit eine Homepage mit Forum zum Thema gestaltet und viele interessante Artikel verfasst. Viele kennen und schätzen ihn. Außerdem ist er Pfeifenfotograf allererster Güte.

Er hatte einen besonderen Bezug zur Pfeifenmacher-Legende Rainer Barbi, der 2011 überraschend verstarb.

Der nachfolgende Text wurde noch zu Rainer Barbis Lebzeiten verfasst.

Einleitung

Der in Worth, einem kleinen Dorf in der Nähe Hamburgs, lebende Rainer Barbi wurde 1948 in Hannover geboren und machte sich nach seinem Jura-Studium 1975 als Pfeifenmacher selbstständig. Noch im gleichen Jahr hatte er seinen eigenen Stand auf der Internationalen Frankfurter Messe. Lange Jahre war er der einzige Pfeifenmacher, der es wagte, mit Einzelstücken seinen eigenen Vertrieb auf die Beine zu stellen.

Der Weg zur Pfeifenherstellung

Zur Pfeife kam er 1970, als er nach einer Erkältung beschloss, von der Zigarette zur Pfeife zu wechseln. Allerdings sagten ihm die preiswerten Serienpfeifen der bekannten Hersteller nicht zu und für Einzelstücke der dänischen Freehander wie Anne Julie und Jorgen L. fehlten dem damaligen Studenten die nötigen Mittel. Aus einem Hobby-Block bastelte er in der heimischen Küche seine erste „handmade“ und zeigte sie voller Stolz seinem Pfeifenhändler. Dieser Händler wiederum eröffnete einen Stand auf einer Verbrauchermesse und lud Rainer Barbi dazu ein, dem dortigen Publikum das Pfeifenmachen zu demonstrieren. Die Veranstaltung wurde ein voller Erfolg und nach ein paar Jahren musste er sich entscheiden: Jurist oder Pfeifenmacher, beides zusammen ließ sich nicht mehr vereinbaren. Das Ergebnis ist bekannt.

Einflüsse und Inspirationen

Zur damaligen Zeit breiteten sich immer mehr die phantasievollen Pfeifenformen der Dänen aus und versuchten sich neben den klassischen englischen Formen zu behaupten. Es entstanden Pfeifen für Linkshänder und Stücke mit ergonomischen Griffmulden, alles war plötzlich möglich. Barbi reizten aber immer mehr seine eigenen Ideen und er setzte sich nur ein Ziel: das Streben nach größtmöglicher Perfektion.

Geschäftsstart und Materialbeschaffung

Gleich nach der Geschäftseröffnung besorgte er sich die Adressen von Sägewerken im Mittelmeerraum und beschloss, nach Griechenland zu fahren, um dort sein benötigtes Rohmaterial selber vor Ort zu einzukaufen. In der Nähe von Athen lernte Barbi den Sägewerksbesitzer Anastasios Varelas kennen, der ihm in 1 ½ Jahren die Geheimnisse des Bruyere wie die Unterscheidung der Qualitäten, des Sägens und des Kochens beibrachte.

Die Bedeutung des richtigen Holzes

Rainer Barbi: „Von ihm lernte ich auch, dass es kein bestimmtes Land mit dem besten Holz gibt, sondern überall im Mittelmeerbereich gibt es das ‚Beste‘, man muss es nur zu finden wissen. Bruyere besteht aus zwei Holzelementen: Zum einen aus Strukturholz, hart und nicht besonders gut fähig zur Aufnahme des Kondensates, vergleichbar mit dem Knochengerüst des menschlichen Körpers. Zum andern aus dem dazwischen gelagerten Füllholz, wie Fleisch, welches die Knochen umhüllt. Nur das Füllholz nimmt Kondensat auf und ist porös wie ein Schwamm. Je mehr Füllholz im Verhältnis zum Strukturholz, desto besser ist das Bruyere.“

Kriterien der Holzqualität

Die Differenzierung der Holzqualität ist für Rainer Barbi einer der entscheidenden Aspekte bei der Einzelstückherstellung. Hier gibt es für ihn vier Kriterien:

  • Die Wachstumsgeschwindigkeit der Knolle, die Bodenbeschaffenheit ihres Wachstumsgebietes und die daraus resultierende Fähigkeit der Kondensataufnahme beim Verbrennungsprozess des Tabaks.
  • Maserung und Fehlerquote. Sie bestimmen die Rarität, aber nicht die Qualität.
  • Aber nicht entscheidend: die Größe des Kantels.

Suche nach den besten Materialien

Auch heute noch versucht Barbi nur die besten Qualitäten von der Côte d’Azur, aus Calabrien, Ligurien, Sardinien und Korsika (wo es nur noch einen 73 Jahre alten Coupeur gibt) zu finden.

Bedeutung des Mundstücks

Für das Mundstück kommt bei RB-Pfeifen nur Ebonit in Frage, das selbstverständlich „handcut“ ist. Die beste Qualität findet er bei der „New-York / Hamburger Gummi Waren Compagnie“. Acryl lehnt er wegen des mangelnden Bisskomforts grundsätzlich ab. Dem Mundstück als Bindeglied zwischen Raucher und Pfeife misst er große Bedeutung bei und sagt: „Zum einen ist das Mundstück wesentliches stilistisches Element. Kopf und Mundstück sind immer eine Einheit und entscheidend für Harmonie, Eleganz und Design haben Kopf und Mundstück eine kohärente Einheit zu bilden. Beide Teile können nicht getrennt betrachtet werden. Zum zweiten ist das Mundstück die Schnittstelle zwischen Objekt und User. Ganz wesentlich hängt es von der Ausarbeitung des Bisses ab, ob ein Wohlbefinden beim Benutzen des Objektes ‚Pfeife‘ zustande kommt.“ Als Applikationen verwendet er Edelhölzer und irisches Büffelhorn.

Barbis Philosophie und Handwerk

Rainer Barbi sieht als Lehrmeister die Natur. Die ureigene Form im Holz zu erkennen und herauszuarbeiten, ist seine Maxime. „Ich persönlich glaube nicht, dass sich die Arbeiten der renommierten Pfeifenmacher wirklich unterscheiden. Außer ihrer individuellen Handschrift natürlich, aber nicht in Enthusiasmus und Ausarbeitung des Sujets. Sie alle haben den gleichen Geist in sich, das Ringen mit der Natur um Harmonie in der Gestaltung und Perfektion in der Arbeit. So kämpfen wir alle nur für ein Ziel: unsere Identifikation und den Versuch, dem Material unseren Atem einzuhauchen.“

Leidenschaft für das Pfeifenmachen

„Es ist schon mehr als eine Anekdote: Als ich noch jung war, gedachte ich mit 45 Jahren in Rente zu gehen. Heute weiß ich, dass Pfeifenmachen mein zweites Ich ist. Es ist mein Kind, mein ewiges Leben und meine Wiedergeburt. Wie kann ich da an ein Ende denken, und obendrein, wie wunderbar wäre es, mit einer halbfertigen Pfeife zwischen den Händen in das Jenseits zu wechseln, werkend an der Schleifscheibe, mit dem Gefühl, dieses Mal das Ultimative zu schaffen, Straight Grain, lupenrein und in vollendetem Design?“

Barbis Gradsystem

Seine Pfeifen gradet Barbi aufsteigend nach folgendem System: CC, CB, CA, BC, BB, BA, AC, AB, AA, C, B, A, A0, A1, A2, A3, etc.

Über Orienttabak, Flakes und weitere Entwicklungen bei Gladora und Kopp Tobaccos

Oliver Kopp war letzte Woche von Mittwoch bis Freitag mit einigen seiner Mitarbeiter (unter anderem Thomas Nitsche, dem Masterblender) zu einem Besuch in der Türkei. Gladora Tobacco sowie ein Rohtabakhersteller in der Millionenstadt Izmir standen auf dem Programm.

Ich hatte diese Woche Gelegenheit, ein ausführliches Gespräch mit Oliver Kopp über seine Eindrucke vor Ort zu führen und welche interessanten Informationen daraus ableiten.

Allererste Info: Die aktuell leider nicht erhältlichen Gladora Pesse Canoe-Flakes sind auf dem Weg nach Deutschland. Zu dieser Situation ist es eigentlich nur gekommen, weil der Importeur, nämlich Kopp, die Nachfrage viel zu niedrig eingeschätzt hatte. Entsprechend schnell war die erste Lieferung ausverkauft. Zum anderen gab es Probleme damit, die deutschen Steuerbanderolen per Versand in die Türkei zu bekommen. Erst als ein Mitarbeiter aus der Türkei die Steuerzeichen persönlich in Deutschland abholte, konnte dieses Problem gelöst werden. Ende diesen Monats (Juli 2024) gehen die Pesse Canoe Flakes an die Fachhändler.

Zusätzlich werden in den nächsten Wochen und Monaten drei weitere, etwas aromatisierte Flakes in Rellingen eintreffen, die derzeit in Izmir produziert werden. Man will das Gladora-Portfolio auf dem Deutschen Markt stärken, darüber hinaus hat sich Kopp aber auch auf eine weltweite Vertriebskooperation mit dem Hersteller verständigt. International soll das gesamte Sortiment angeboten werden.

Das Unternehmen Gladora Tobacco ist mit zehn Mitarbeiten relativ klein, allerdings ist der Automatisierungsgrad in der Produktion deutlich höher als beispielsweise in Rellingen bei Kopp, und so ist die Produktivität recht hoch. Durch Auflagen des türkischen Staates musste man komplett in neue Maschinen investieren, die aktuellen Arbeitsschutzvorschriften genügen. Die gute Nachricht dabei ist, das es offenbar in der Türkei versierte Firmen gibt, die moderne Flakepressen herstellen können. Auch die Produktionsfläche wurde vorgegeben, die derzeit noch viel zu groß bemessen ist. Der Inhaber, Özkan Tok, betrieb vor Gladora Tobacco eine Wasserpfeifentabakfabrik, sah aber auf dem stark entwickelten Markt gegenüber den „Big Playern“ keine Zukunft mehr. So verkaufte er das Unternehmen und gründete zusammen mit drei Freunden, die er seit früherster Jugend kannte, Gladora Tobacco. Gladora verwendet übrigens ausschließlich Tabak, der in der Türkei angebaut wurde.

Alles, was mit Tabak in der Türkei zu tun hat, ist stark reguliert. Es gibt das türkische Tabakmonopol, das heutzutage keine eigenen Produktionsstätten mehr hat, sondern die Regulierung über Lizenzen organisiert. Wird Tabak angebaut, benötigt man dafür eine spezielle Lizenz, wird Tabak verarbeitet, benötigt man hierfür eine weitere Lizenz, wird Tabak vertrieben, ist dafür wiederum eine separate Lizenz notwendig. Der türkische Staat macht Vorgaben, was für den Erwerb dieser Lizenz notwendig ist, und überprüft, ob sie erfüllt wurden. Gladora hat Lizenzen für den Tabakanbau und für die Verarbeitung. Für den Verkauf sind sie auf Handelspartner angewiesen.

Oliver Kopp und seine Mitarbeiter hatten das Vergnügen, sich den Orienttabak-Anbau auf einem Feld vor Ort anzuschauen und es sich erklären zu lassen. Wenn man den Anblick von mannshohen, riesigen Tabakpflanzen in der Karibik gewohnt ist, ist man überrascht, wenn man sieht, dass ausgewachsene Orienttabak-Pflanzen nur etwa bis kurz über das Knie hinausragen. Auch der Anbau unterscheidet sich maßgeblich von anderen Arten und Gegenden. Das Saatgut wird an die Bauern verteilt. Zusätzlich erhalten diese einen Vorschuss, um ihre Kosten zu decken. Nur in der Anfangsphase werden die jungen Setzlinge gegossen, dann werden sie auf die Felder gepflanzt und sich selbst überlassen. Es wird nicht mehr gegossen. So muss sich die Pflanze an die harschen Bedingungen anpassen. Starker Sonnenschein, Temperaturen bis zu 45 Grad und nur wenig Regen. Für den eigenen Schutz bildet die Pflanze kleine Härchen aus, an denen sich Morgentau niederschlägt, und so für regelmäßige Feuchtigkeit sorgt. Auch Öle und Fette lagern sich zum zusätzlichen Schutz der Pflanze an der Oberfläche ab. Diese sind sehr wichtig für die angestrebte Aromatik des Tabaks. Zusätzlich bevorzugen die Pflanzen den steinigen, aber porösen Boden, der in der Gegend um Izmir vorherrscht. Aufgrund dieser Bedingungen werden die Pflanzen nicht besonders hoch, aber auch die Blätter, aus dem der eigentliche Tabak hergestellt wird, werden nicht größer als eine Handfläche (unten) und können so klein sein, wie ein kleiner Finger (oben). So ist der Ertrag recht gering, aber die Eigenschaften und Aromatik absolut einzigartig. Aufgrund des geringen Ertrages war die Bezahlung der Bauern immer ein Problem. Doch Gladora und seine Lieferanten haben die Löhne erheblich angehoben, um so den Tabakanbau für die Bauern wieder rentabel zu machen.

Die Ernte erfolgt übrigens ausschließlich per Hand und gepflückt werden die einzelnen Tabakblätter, die Pflanze bleibt stehen. Bei der ersten Ernte werden die größeren, unteren Tabakblätter gepflückt, später erst die oberen, kleineren Blätter. Man verzichtet auch auf das „Köpfen“ der Pflanze, wie es bei karibischen Tabakpflanzen üblich ist.

Anders als verschiedene Tabakbezeichnungen suggerieren, ist nicht Zypern, sondern die Türkei das Zentrum der Latakia-Herstellung. Vor Ort konnten Latakia-Qualitäten in Augenschein genommen werden, wie sie seit Jahrzehnten von den Tabakmeistern in Europa nicht mehr gefunden werden konnten. Ölig, harzig, „fettig“, rauchig und unglaublich aromatisch. Man darf sich darauf freuen, dass dieser Latakia mit Sicherheit in einigen Kopp-Mischungen wiederzufinden sein wird. Auch die Qualität der Tabakstruktur ist deutlich höher als das, was man bis erst kürzlich in Europa kannte, und dazu führte, das z.B. Flakes mit Latakia nicht mehr als Flakes hergestellt werden konnten, weil sie zu Ready Rubbed zerfielen. Das jetzt besichtigte Blattgut hat eine feste Blattstruktur, die nicht zerfällt.

Wenn alles gut klappt, wird man in den nächsten Jahren auch Katerini-Tabak in Kopp-Mischungen wiederfinden. Derzeit gedeiht er auf einem Versuchsfeld. Von diesem Versuch wird abhängig gemacht, im nächsten Jahr in weitere Anbauflächen zu investieren.

Latakia kann in verschiedenen Qualitäten hergestellt werden. Dabei wird die höchste Qualität über drei Monate dem Rauch ausgesetzt, der für die ausgeprägte Aromatik verantwortlich ist. Der Rauch wird durch einen pistazienartigen Strauch erzeugt, dessen Abbau ebenfalls staatlich reglementiert ist. Er wächst in der Umgebung von Izmir. Diese Sträucher werden frisch verwendet, damit durch das Blattgrün der Rauch besonders dicht und aromatisch ist. Je länger der Tabak dem Rauch ausgesetzt ist, desto höher die Qualität, und desto höher der Preis.

Lieferant des Latakias von Gladora ist das Unternehmen ASTAB, das durch den türkisch-niederländischen Frederik Cramer geführt wird. Er war einige Jahrzehnte als Orient-Einkäufer für Phillip Morris tätig, kennt so den Tabak und die Branche aus dem FF. Eigentlich könnte Frederik Cramer schon den Ruhestand antreten, doch er lebt viel lieber seinen Traum, Orienttabak, Virginia und Latakia in fantastischen Qualitäten herzustellen. Seine Mitstreiter sind ehemalige Mitarbeiter des türkischen Tabakmonopols, ein ideales Team also.

Im Übrigen sind auch die Virginia-Tabake aus der Türkei qualitativ sehr süß und sehr aromatisch, und Kopp überlegt, auch diese Tabake zukünftig für die eigene Mischungen zu verwenden.

Der Fachhandel wird außerdem auf der anstehenden Intertabac 2024 die Möglichkeit haben, die türkischen Ansprechpartner kennenzulernen.

 

 

Gastautor Dr. Leander Hirthe: Meine Reise in die Peterson Manufaktur nach Irland

Vorwort: Dr. Leander Hirthe ist mit Sicherheit der bedeutendste Peterson-Sammler Deutschlands. Er ist bekannt durch Social Media und stets bereit, seine Ansichten und Einschätzungen zur Marke zu teilen. Bei der diesjährigen Reise nach Irland bot sich die Gelegenheit, die Peterson-Manufaktur in Dublin zu besuchen. Seinen ausführlichen Bericht wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.

Einleitung: Träume und Wünsche

Träume und Wünsche gibt es viele, auch wenn man auf die 50 zugeht. Einer dieser Träume ging für mich am 28. Juni dieses Jahres in Erfüllung. 2015 besuchte ich während meines Junggesellenabschiedes das Peterson-Geschäft in der Nassau Street zum ersten Mal. Dieses Mal nutzte ich die herzliche Einladung und verschaffte mir während einer ausführlichen Führung einen gründlichen und äußerst lehrreichen Einblick in die Herstellung meiner Lieblingspfeifen.

Historie und Entwicklung von Peterson

2015 feierte Peterson sein 150-jähriges Jubiläum, 2025 wird Peterson dann bereits das 160-jährige feiern. Dass eine Firma so lange Bestand hat, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eher eine Ausnahme und zeigt, dass Peterson allen Unkenrufen zum Trotz immer sehr viel richtig gemacht zu haben scheint. Daran scheinen auch die Besitzerwechsel über die Zeit nichts zu ändern. Wechsel dieser Art lösen in der Pfeifenwelt nicht selten Skepsis und Besorgnis aus. So auch der Wechsel von Tom Palmer zu Laudisi Enterprises im Juli 2018. Nur ist da auch etwas dran? Fragt man nach der Sicht der Mitarbeiter vor Ort, so antworten diese eindeutig mit „now thousand times better“ („jetzt tausendmal besser“). Das sollte man durchaus mal sacken lassen.

Veränderungen nach dem Besitzerwechsel

Mit dem Wechsel hat sich sicher einiges verändert. Da wäre zum Beispiel die Stempelung. Während Petersons von 2001 bis Oktober 2021 mit „Peterson of Dublin“ gestempelt wurden, so werden sie seit November 2021 mit „Made in Ireland“ gestempelt. In diesem Zusammenhang ist man auch generell wieder zum richtigen Stempel zurückgekehrt und hat Abstand von der bei Liebhabern unbeliebten Lasergravur genommen. Besonders Peterson-Fans schätzen das geschichtliche Erbe der Marke und den Umstand, dass die meisten Pfeifen noch genauso hergestellt werden wie in den „guten alten Tagen“.

Rückbesinnung auf Traditionen

Auf dieses geschichtliche Erbe legt Peterson seit dem Besitzerwechsel mehr Wert. So werden aktuell wieder viel mehr Pfeifen mit dem berühmten Lippenbissmundstück hergestellt. Auch Ebonit als Mundstückrohstoff wird wieder häufiger verwendet. Zudem kommen zusätzlich zu den traditionellen Shapes, die seit Jahrzehnten das Aushängeschild der Marke sind, auch wieder längst vergessene historische Formen, zum Beispiel in Form von Jahrespfeifen, auf den Markt. Auch Anhänger leichter, filigraner Pfeifen kommen aktuell voll auf ihre Kosten. Die irische Klassik ist zurück.

Neue Produktionsstätte und Personalentwicklung

Weiter gab es einen örtlichen Wechsel. So ist eine neue Fabrik im Deansgrange Business Park, ganz in der Nähe der alten Wirkungsstätte, entstanden. Diese bietet jetzt großzügigere, hellere und besser ausgestattete Räumlichkeiten. Erfreulich ist auch, dass die Mitarbeiterzahl von 18 (bei Übernahme) auf 36 wieder angewachsen ist. Das sind sogar mehr als noch 2007 (da waren es 30). Auch die Produktionszahl dieser Zeit mit 75.000 Pfeifen pro Jahr (1600 als Ziel pro Woche) wird aktuell wieder als Ziel anvisiert. Mit Giacomo Penzo wurde zudem ein junger und sehr talentierter Pfeifenmacher engagiert, welcher u.a. neue Prototypen produziert, aber auch in einer eigenen Werkstatt innerhalb der Fabrik seine eigenen Pfeifen herstellt, welche weltweit bekannt sein dürften.

Innovationen und Traditionen bei Peterson

Die hauseigene Sandstrahlung wurde auf neue Füße gestellt und so gibt es aktuell wieder mehr grandios gestrahlte Petersons denn je. Auch die tiefe und grobe Rustizierung, welche 1987 mit der Einführung der Sherlock Holmes Serie das Licht der Welt erblickte, wird wieder produziert. Peterson ist auch bekannt für seine traditionellen Silberarbeiten. Hier ist mit dem Hauptsilberschmied Jason Hinch und Simon Ellard erst einmal Nachwuchs gesichert.

Herausforderungen und Kreativität

Nachteilig ist sicher die aktuelle Verfügbarkeit an makellosem Holz für unter anderem Premiummodelle. Dieser Mangel ist aber nicht nur ein Peterson-Problem. Peterson machte hier aktuell aus der Not eine Tugend und so kommen aktuell Fans rustizierter und gestrahlter Modelle voll auf ihre Kosten. Auch wurden neue, dunkle, aber auch wirklich schöne Beiztöne, wie die der Heritage-Modelle, eingeführt. Kreativ war man in Dublin schon immer. Festgehalten werden kann auch, dass es keine wesentlichen Preissteigerungen gab. Im Gegenteil, solide und bezahlbare Modelle gibt es aktuell mehr denn je. Denn dafür stand Peterson immer mit ehrlichen, robusten und bezahlbaren Pfeifen mit guten Raucheigenschaften.

Der Herstellungsprozess

Was ist geblieben? Der Herstellungsprozess. Nicht wenige der Maschinen sind 50 Jahre und älter. Auch zum Teil über hundertjährige Maschinen werden noch verwendet, da sie unverwüstlich sind. Im Wesentlichen sind alle Arbeitsschritte gleichgeblieben. Die Bruyere-Kanteln werden nach Ankunft getrocknet und dann nach Größe sortiert, um sie für etwaige Shapegrößen vorzusortieren. Anschließend werden die Köpfe entsprechend der Shapemöglichkeiten gedreht (Beispielfoto zeigt eine XL90). Dann werden die Köpfe oberflächlich befeuchtet und entsprechend der Grainqualität sortiert. Eine etwaige Art der Oberflächenbehandlung Rustizierung/Strahlung/Schleifen wird vorgenommen. Holm- und Kopfbohrungen erfolgen. Je nach Modell wird eine Beizung aufgetragen und abgeflammt. Silber und andere Zierringe oder Oliven werden angebracht. Montage des Peterson Ps auf dem Mundstück. Abschlussprüfung mit ggf. Aussortierung von Mängelexemplaren/Abschlusspolitur. Verpackungsvorgang in die Pfeifenschachteln mit Garantieschein etc. Je nach Ausführung kann die Reihenfolge etwas variieren.

Langjährige Mitarbeiter und Tradition

Auch viele Mitarbeiter sind geblieben. So sind nicht wenige bereits seit 20 bis 30 Jahren bei Peterson. Darunter auch Joe Kenny, der dieses Jahr offiziell in den Ruhestand gehen wird, aber vorhat, danach weiter arbeiten zu kommen. Wenn man all diese Punkte betrachtet, erscheint auch die Befürchtung unlogisch, warum durch einen Besitzerwechsel schlagartig die Qualität leiden sollte. Betrachtet man all die Arbeitsschritte, so wird einem klar, dass in Serienpfeifen verdammt viel harte Handarbeit steckt. Mir hat dieser Besuch wieder gezeigt, gerade diesen Aspekt wieder viel mehr zu schätzen. Hier wird ein hochwertiges Produkt manuell hergestellt, welches bei guter Behandlung ein Pfeifenraucherleben lang und darüber hinaus hält bzw. halten kann. Betrachtet man dies, so relativiert sich der Preis einer Pfeife sehr schnell.

Persönliche Erfahrungen und Ausblick

Ich habe einzelne Produktionsprozesse selbst ausprobieren dürfen (Strahlen, Mundstück biegen und Stempeln) und mir ist nun mehr denn je klar, wie viel Erfahrung und Praxis die einzelnen Fertigkeiten benötigen. Ich werde mit mehr schätzender Anerkennung, aber auch mit noch mehr Freude und Leidenschaft meine Petersons genießen und dabei an die herzliche Gastfreundschaft in Dublin denken. Natürlich musste ich auch hinterher noch einmal in das Pfeifengeschäft in der Nassau Street und bin selbstverständlich fündig geworden. Die kommende Jahrespfeife durfte ich auch schon sehen und kann nur sagen, dass diese ein Knaller wird. Ein weiterer Pfeifentraum aus Irlands Hauptstadt.

Danksagung und Widmung

Ausführliche Hintergrundinformationen zur Marke Peterson findet der Leser in diesem Beitrag: Zur Marke Peterson

Der Autor bedankt sich bei seiner lieben Frau Theresa und seinen Kindern, die sich bezüglich seiner Pfeifenleidenschaft immer verständlich zeigen und ihn unterstützen. Außerdem bei Glen Whelan und Jonathan Fields von Peterson. Ich widme auch diesen Beitrag dem unvergessenen Petenut Jim Seamus „The Sandpiper“ Lilley, sowie dem einstigen IPPC (International Peterson Pipe Club) und natürlich Peterson of Dublin selbst.

Anmerkung: Wir bedanken uns bei Dr. Leander Hirthe für die interessanten Einblicke, und freuen uns auf weitere Beiträge!

+++ Breaking News +++ Mac Baren wird von der Scandinavian Tobacco Group gekauft +++ Breaking News +++

Kurzmitteilung

Die Nachricht schlug gestern (27.06.24) ein wie eine Bombe:

Die Scandinavian Tobacco Group (STG) kauft den dänischen Pfeifentabakhersteller Mac Baren:

(Quelle: https://mfn.se/one/a/scandinavian-tobacco-group/scandinavian-tobacco-group-a-s-to-acquire-mac-baren-tobacco-company-a-s-d2decffb )

Welche Auswirkungen das auf den deutschen Markt haben wird, ist derzeit noch unklar.

Mac Baren hatte in den letzten drei Jahren eine eigene Vertriebsstruktur in Deutschland aufgebaut, einen eigenen Außendienst und einen eigenen Pfeifentabakspezialisten (Denton Gandy).

Die Mitarbeiter von Mac Baren wurden im Vorfeld nicht von der Halberg-Familie über die Absicht informiert, das Unternehmen an den größten Mitbewerber veräußern zu wollen. Daher ist die Überraschung groß, und man bangt um seine Arbeitsplätze.

Aber auch bei der STG in Deutschland ist die Unruhe groß, denn die ständigen Umstrukturierungsmaßnahmen schienen zunächst abgeschlossen zu sein. Doch die Mac Baren Übernahme bringt nun wieder Nervosität in die Belegschaft, die ebenfalls um die Arbeitsplätze bangt.

Wir selbst haben in den letzten Jahren intensiv mit Mac Baren zusammengearbeitet, und unser Sortiment mit Hausmarken made by Mac Baren aufgestockt. Ob diese Zusammenarbeit fortgesetzt werden kann, ist fraglich.

Sobald weitere Informationen vorliegen, werden wir berichten.

+++ Gesuchte Pfeifenbücher bei Cigarworld +++ Impressionen aus Worth +++ Neuer Mitarbeiter im Pfeifenbereich +++

Unser Blogbeitrag widmet sich in dieser Woche keinem übergeordnetem Thema, sondern geht auf Neuigkeiten ein, die aus verschiedenen Bereichen kommen und es wert sind, darüber zu berichten.

Begehrte Fachbücher

Zum einen hatten wir das Glück, eine größere Pfeifensammlung aufzukaufen, in der sich auch einige Pfeifenbücher befanden. Dabei sind zum Teil äußerst gesuchte Exemplare wie z.B. Jan Andersons „Scandinavian Pipemakers“ oder Rick Newcobes „Der Traum vom Pfeifenrauchen“. Wir möchten Ihnen diese Bücher nicht vorenthalten. Auch heute noch bieten sie eine Flut an Wissen und Anekdoten, die sich ohne Weiteres nicht im Internet finden lassen. Zudem macht sich Fachliteratur ungemein gut im Bücherregal beim Zoom-Meeting. Bitte schauen Sie rein!

Impressionen aus Worth

Dann möchten wir Sie teilhaben lassen an ein paar Impressionen von der Pfeifenmesse in Worth. Wir konnten einige Pfeifen einkaufen (Endlich wieder CO Pipes und Pfeifen von Holmer Knudsen) sowie die letzten ungerauchten Pfeifen von Rainer Barbi sichern. Das eine oder andere Gespräch wurde geführt, es wurde geraucht und Kontakte geknüpft. Die neue Location erwies sich als etwas kleiner als die vorherige, aber dafür gemütlicher. Außerdem war die Verpflegung besser und hausgemacht. Auf ein nächstes Mal in Worth!

Kelvin Pohler von CO Pipes

Timo Schneider mit seinen schönen Pfeifenstopfern

Roland Kirsch und Manfred Hortig

Martin Kägi aus der Schweiz

Blick von außen

Der unglaublich innovative Tommi Teichmann das erste Mal mit geflämmten Pfeifen

Michael Apitz beim Vortrag

Henrik Kroll mit seinen wenigen Pfeifen, die noch übrig waren

Claas-Cervin Pohl

Unser neuer Kollege

Zu guter Letzt möchten wir unseren neuen Mitarbeiter Kristof Szabo erwähnen, den wir in unserem anstehenden Monatsnewsletter näher vorstellen werden. Er dürfte einigen von Ihnen bekannt sein, denn er treibt sich seit einigen Jahren gerne auf Pfeifenmessen herum und ist ein echter Kenner von feinen Freehands. Wir freuen uns ihn im Team begrüßen zu dürfen und schätzen außerordentlich den Zuwachs an Know-how.

 

Morgen, 15.06.24: Die Pfeifenmesse in Worth. Treffpunkt für Norddeutschlands Pfeifenraucher

Morgen, am 15.06.24, ist es wieder soweit. Ab 10 Uhr startet die Pfeifenmesse im östlichen Schleswig-Holstein im Dörfchen Worth, unweit von Geesthacht und Hamburg.

Der Veranstalter weist allerdings darauf hin, dass sich die Örtlichkeiten geändert haben. Die neue Adresse lautet:

Bogenstraße 10, 21502 Worth

Nun zum siebten mMal findet diese Veranstaltung statt, die ursprünglich als Gedenkveranstaltung für Pfeifenmacherlegende Rainer Barbi gedacht war. Er hatte in dem Örtchen seine Wirkungsstätte.

Doch mit der Zeit entwickelte sich daraus eine regelrechte Pfeifenmesse, auf der viele Pfeifenmacher ihre Pfeifen ausstellen, die natürlich auch zu erwerben sind. Dennoch hat diese Messe bis heute nicht ihren Charakter als „Familientreffen“ verloren, bei dem eher der Austausch und das Zusammensein im Fokus stehen.

Besonders erwähnenswert ist, dass sie von Anfang an so konzipiert war, Pfeifenmachern anstatt Neu- oder Gebrauchtpfeifenhändlern ein Forum zu bieten. Tabakhersteller sind natürlich auch willkommen.

Dabei sein werden die Legendären CO-Pipe-Boys, Holmer Knudsen, Henrik Kroll, Roland Kirsch, Manfred Hortig, Thomas Kalmar, Tommi Teichmann, Martin Kägi und viele andere.

Die Organisation lag dieses Jahr wieder hauptsächlich bei Henrik Kroll.

Für das leibliche Wohl wird gesorgt.

Ich selbst, und ebenso Denton Gandy von Mac Baren, werden vor Ort sein und ein paar Pfeifen rauchen.

Falls Sie also aus der Umgebung sind, schon immer Urlaub in Schleswig-Holstein machen wollten oder einfach mal wieder Lust haben, Gleichgesinnte zu treffen, fahren Sie los.

Es lohnt sich gewiss!

Vauen Sommerneuheiten 2024

Es ist wieder soweit, die Vauen Sommerneuheiten sind eingetroffen. Wie man unschwer erkennen kann, geht es im Vergleich zu den letzten Neuheiten wieder etwas „konventioneller“ bei Vauen zu. Dennoch bietet Vauen auch jetzt wieder Innovationen, die es so im Pfeifenbau wahrscheinlich noch nicht gab.

Als limitierte Sommerserie bietet Vauen die Harlekin an, die in sechs verschiedenen Shapes und zwei verschiedenen Oberflächenvarianten hergestellt wurde. Der „Coup“ bei dieser Serie ist das bunte Mundstück, in dem sich rote, blaue, pinke und gelbe Elemente wie in einem Mosaik darstellen. Was sich zunächst vielleicht etwas wild anhört, wirkt in der Realität erstaunlich harmonisch, denn die Pfeifenkopffarbe passt ganz hervorragend dazu. Besonders bei der sandgestrahlten Variante kommt die Harmonie gut zur Geltung. Die Pfeifen wurden einmalig produziert und sind erhältlich, solange der Vorrat reicht.

Vauen verstärkt das Lesepfeifenprogramm in ihrer Auenland Serie um das Modell „Arondor“, das in glatt und sandgestrahlt angeboten wird. Der leicht nach vorn gebeugte Bent-Billard-Kopf läuft in einem ovalen Holm aus, der sich im Schaft aus Eichenholz ebenfalls wiederfindet. Es ist das erste Mal, dass eine ovale Formgebung bei Auenland-Pfeifen Einzug hält, und es erfordert handwerklich deutlich mehr Können als herkömmliche, runde Holme.

Durch Lieferschwierigkeiten von Meerschaumeinsätzen hat sich Vauen Gedanken gemacht und ist dabei auf ein neues Material ausgewichen, das zwar mit dem Meerschaum verwandt ist, aber industriell hergestellt werden kann und sicher verfügbar ist. Vauen bezeichnet es als „Vauen Lining“. Das Silikat ist leicht, formbar, höchst saugfähig, hitzebeständig und völlig geschmacksneutral. Also ideale Voraussetzungen für den Pfeifennbau!

Um die neue Entwicklung „Vauen Lining“ entsprechend zu verwenden, wurden zwei Serien reaktiviert, die sehr erfolgreich waren, aber aufgrund Rohstoffmangels nicht mehr produziert werden konnten. Die Serien Lime und Maris sind bei uns im Shop übrigens nicht unter „Neue Pfeifen“ zu finden, da es die Serien schon einmal gab. Wir haben nur die Beschreibungen angepasst.

Alle Pfeifen sind schon lieferbar. Sie finden sie bei uns im Shop. Viel Spaß beim stöbern und ausprobieren!

Frank Axmacher: International anerkannte „Pfeifenexzellenz“ made in Solingen

In Deutschland gibt es zahlreiche sehr gute Pfeifenmacher. Viele davon haben sich mittlerweile einen gewissen Ruf erarbeitet und Pfeifenraucher von ihrer Arbeit überzeugen können. Es gibt allerdings wenige, die ein internationales Standing haben, und als „High Grader“ gelten. Rainer Barbi war so jemand, Karl-Heinz Joura ebenfalls, heutzutage Cornelius Mänz und Dirk Heinemann. Und natürlich Frank Axmacher. Seine wenigen Pfeifen sind in Japan, China, den USA oder Italien heiß begehrt.

Der Solinger ist 1963 geboren und geht damit zwar nicht mehr als „Jungspund“ durch, doch gilt er bei vielen noch immer als „neuer“ Pfeifenmacher. Er machte zunächst in den 80er Jahren eine Ausbildung zum Steinbildhauer und Steinmetz. Außerdem beschäftigte er sich schon während seiner Schulzeit mit Zeichnen und Kalligraphie. Das I-Tüpfelchen in Bezug auf Vorbildung ist der Umstand, dass Frank Axmacher sich in den 90er Jahren zum Holzbildhauer ausbilden ließ. Bei all dem Wissen und Können scheint es daher nur noch eine Frage der Zeit gewesen zu sein, bis er den Weg zum Pfeifenbau fand.

So kam es dann Anfang der 2000er Jahre dazu, zunächst als Autodidakt. Und da Frank Axmacher gerne alles von Grund auf kennenlernt und Bildung schließlich noch nie geschadet hat, schlossen sich Lehrgänge bei Bertram Safferling, Rainer Barbi und Tom Eltang an. Zwischenzeitlich hatte er sich schon eine Reputation erarbeitet. Ich erinnere mich ebenfalls, dass Franx Axmacher in den antiken Social-Media-Vorläufern namens „Newsgroups“ schon eine gewichtige Rolle spielte. Seine Pfeifen wurden sehr positiv rezipiert, und man prophezeite ihm eine große Zukunft in der Pfeifenmacherei. Man konnte ihn auf einigen Pfeifenmessen und Treffen häufig im Schlepptau mit seinem „Sparringspartner“ und Freund Jürgen Moritz antreffen. Dies ist im übrigen auch heute noch so.

Zwischenzeitlich waren seine Pfeifen überwiegend im Fachhandel zu finden. Achim Frank oder Pfeifen Schilde in Essen gehörten zu den dankbarsten Abnehmern. Mitte der 2010er  Jahre folgte aufgrund von Problemen mit dem Werkstattstandort und anderen beruflichen Projekten eine Schaffenspause. Nachdem er eine neue Werkstatt bezogen hatte, war es aber im letzten Jahr soweit, dass er wieder mit dem Pfeifenbau begann. Auf der Pfeifenmesse in Stuttgart war es dann endlich so weit, dass wir seine Pfeifen in Augenschein nehmen konnten und ziemlich begeistert waren. Vor allem mein Kollege Janez Valada, der ein Freund eleganter Pfeifen ist und die alten dänischen Meister sehr gut kennt, kam aus dem Schwärmen kaum noch heraus.

Frank Axmachers Pfeifen sind in der Tat elegant. Sie haben aber auch einen künstlerischen Anspruch und Wert, der kaum woanders zu finden ist. Seine Bewunderung für den japanischen Pfeifenmacher Kei ‚Ichi Gotoh findet sich so auch in seinem Shaping wieder. Manchmal ist seine Linienführung geradlinig und straight, oft aber eher fließend und elegant. Die Shapes dürfen dabei auch etwas ausgefallener sein, und er schreckt auch nicht vor Formen zurück, die sehr, sehr viel Feingefühl und Ausdauer benötigen. Als Dekoration nutzt Frank Axmacher am liebsten Bambus, aber auch Horn, Zierhölzer und andere Naturmaterialien.

Wir freuen uns, dass seine Pfeifen nun bei uns zu finden sind. Häufig gilt der Prophet im eigenen Land wenig. Mit Frank Axmacher ist es aber ganz sicher anders!

 

Reiner Thilo Bindschädel: Kunst kommt von Können

Reiner Thilo Bindschädel, geboren 1961, ist seit Ende der 80er Jahre Pfeifenraucher. Zunächst schenkte ihm seine Frau die erste Pfeife, damit er den lästigen Zigarettenkonsum an den Nagel hängt. Auch wenn das nur teilweise geklappt hat, war er seit dieser Zeit interessiert am Thema Pfeife.

Aber zum Thema Holz kam er schon viel früher. Durch seinen Vater, einen Schneidermeister, der selbst gern mit Holz arbeitete. Nach der Schule erlernte er den Beruf des Metalldrehers, doch wurde er nie so recht „warm“ mit dem kalten Werkstoff Metall. So hängte er noch eine weitere Lehre im Bereich Bau- und Möbelschreinerei dran und konnte nun endlich mit seinem Lieblingswerkstoff arbeiten. Es folgte die Meisterprüfung.

Der Schreinermeister Reiner Thilo Bindschädel brachte also genug Fachkenntnis, Werkzeug und Know-how mit, als er in den 90er Jahren anfing, sich für das Thema Pfeifenbau zu interessieren. Das war zu diesem Zeitpunkt ohne das Internet allerdings noch nicht allzu einfach, denn „Lehrbücher“ dazu gab es nicht, und das Internet eigentlich auch noch nicht.

Erst der Kontakt zum Fachhandel verschaffte ihm die nötigen Kontakte, um Tipps zu bekommen und das nötige Material zu beschaffen. Seine Ausbildung als Dreher war bei der Bedienung der notwendigen Drehmaschine ebenfalls besonders nützlich. Für den örtlichen Fachhändler konnte er fortan Pfeifenreparaturen durchführen, die ihm viele Einsichten zum Thema Pfeifenbau verschafften. Wie bei vielen Pfeifenmachern vor ihm, war der Weg von der Pfeifenreparatur zum Pfeifenbau dann nur noch sehr kurz.

So baute er Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre seine ersten eigenen Pfeifen und gründete 2002 seine Pfeifenmarke „Reiner Thilo„. Seine Philosophie beim Pfeifenbau war von Anfang an, beste Verarbeitung und Präzision mit Ästhetik und Eleganz zu verbinden. Hinzu kam ein kompromißloser Qualitätsanspruch an Material und Werkzeug. Diese Dinge ziehen sich bis heute wie ein roter Faden durch seine Tätigkeit.

Bis vor einigen Jahren wurden seine Pfeifen fast ausschließlich über Kopp Pipes, DEM Pfeifenimporteur schlechthin in Europa, vertrieben. Doch der Freehand-Pfeifenbau und die Vertriebsstrukturen in einem wachsenden Unternehmen passten auf Dauer nicht gut zusammen. So trennte man sich einvernehmlich. Seitdem vertreibt Reiner Thilo Bindschädel seine Pfeifen selbst. Auch auf Pfeifenmessen ist er oft anzutreffen.

Sein Stil ist deutlich dänisch geprägt, zeigt aber auch eine eigene Handschrift. Fließende Formen, auch kleine Komplikationen, sowie scharfe Ecken und Kanten, die den Händen Halt bieten, findet man oft bei seinen Pfeifen. Er verwendet überwiegend Bruyere, aber ebenfalls Mooreiche für den Pfeifenbau. Auch Arbutus (Erdbeerbaum) findet sich bei ihm häufiger als bei anderen Pfeifenmachern. Er schätzt die Struktur des Holzes, das sich besonders gut sandstrahlen lässt. Reiner Thilo verwendet ausschließlich Ebonit und Cumberland für seine Hand-Cut Mundstücke.

Wir freuen uns, das wir nun schon seit einiger Zeit mit Reiner Thilo Bindschädel zusammenarbeiten. Seine Pfeifen gehören für uns zu den schönsten, die in Deutschland gefertigt werden. Sie bieten zudem ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis. Freunde der Ästhetik und eines hohen handwerklichen Niveaus kommen bei ihm voll uns ganz auf ihre Kosten!

Der Italiener, der Pfeifen wie in Dänemark fertigt: Roberto Franzini aka „Franz Pipes“

Schon immer „Franz“

Hinter Franz Pipes steckt Roberto Franzini, geboren 1982. Er wurde in Domodossola, einer kleinen Stadt im Piemont, geboren und lebt jetzt mit seiner Familie in Saronno, nicht weit entfernt von Mailand. „Franz“ ist sein Spitzname seit seiner Jugend, den er jetzt als Markennamen für seine Pfeifen nutzt.

Sein Zahnarzt, Angelo Fassi

Roberto Franzini begann 2012 mit dem Pfeifenbau, inspiriert durch einen Kollegen, der erwähnte, dass sein Zahnarzt ein begeisterter Pfeifenraucher und -macher ist. Er recherchierte online und lernte aus Videos und anderen Quellen über das Handwerk des Pfeifenbaus. Kurz danach kaufte er seine ersten Bruyère-Ebauchons und Werkzeuge. Der besagte Zahnarzt war Angelo Fassi, dessen Pfeifen ebenfalls bei uns im Sortiment sind und mit dem Roberto eine enge Freundschaft und regelmäßigen Austausch über den Pfeifenbau pflegt.

Hartnäckiger Autodidakt

Als Autodidakt machte Roberto anfangs viele Fehler, doch durch Ausprobieren und Scheitern kam er schließlich dem Ziel näher. Seine Hartnäckigkeit lohnte sich, und er verbesserte seine Technik kontinuierlich. In Norditalien, einer für die Pfeifenherstellung renommierten Region, konnte er andere Pfeifenhersteller besuchen und von ihnen lernen. Teilnahmen an Lehrgängen in den Fabriken von Savinelli und Brebbia erweiterten sein Wissen und Können im Umgang mit dem Rohstoff Bruyère.

Inspiriert von dänischen Meistern

Trotz seines italienischen Hintergrundes weisen Franz Pipes eher dänisches Design und Stilelemente auf. Roberto Franzini schätzt die alten dänischen Meister sehr und strebt danach, selbst in diese Tradition eingeordnet zu werden. Er bewundert dänische Meister wie Lars Ivarsson, Hans ‘Former’ Nielsen, Jess Chonowitsch und Tom Eltang sowie Kazuhiro Fukuda aus Japan.

Bevorzugte Shapes

Seine Shapes zeigen klassische dänische Elemente, wie die „Dänische Billard“-Form, die klassische Formen mit einem leicht verlängerten Lovat-Holm und einem breiteren, rundlichen Kopf kombiniert. Auch das „Dänische Ei“, beeinflusst von Ivarsson und Former, ist ein häufiges Motiv, das er sehr gerne zitiert. Ebenso dänische Bulldogs und Rhodesians, oft mit flachem, breitem Kopf. Die Mehrheit seiner Pfeifen sind glatt und zeigen eine dichte, gleichmäßige Maserung, die stilistisch näher an der italienischen Tradition liegt. Einige seiner Pfeifen sind auch sandgestrahlt.

Nur Ebonit

Roberto arbeitet ausschließlich mit Bruyère und Ebonit, bevorzugt klassische Farbtöne und klare Shapes und verwendet gelegentlich Edelhölzer und Horn für dekorative Akzente am Holm. Im Gegensatz zu vielen italienischen Herstellern, die auf moderne Mundstückmaterialien wie Acryl umgestiegen sind, bleibt Franzini dem Ebonit treu, das komfortabler und weicher für die Zähne des Pfeifenrauchers ist.

Preis-Leistungs-Sieger

Dass seine Pfeifen für die gebotene Qualität nicht besonders teuer sind, dürfte auch einem Laien auffallen. Roberto muss (noch) nicht vom Pfeifenbau leben, und begreift es als Hobby. Dies macht sich positiv beim Preis bemerkbar. So bekommt man top gemaserte, glatte Pfeifen für etwas über 200€, so schnell findet man das nirgendwo sonst. Allerdings baut er nur Pfeifen ohne Filterbohrung.

Von der Skizze zur Pfeife

Er beginnt jede Pfeife mit einer Skizze, entwickelt daraus die Abmessungen und formt das Bruyère entsprechend seiner Vorstellung weiter. Seine Designs zeichnen sich oft durch eine leichte Vorwärtsneigung des Pfeifenkopfs, harmonische und präzise Kurven und mitunter asymmetrische Elemente aus. Variationen der Dublin, der Rhodesian und des Brandy-Shapes sind in Robertos Arbeiten häufig zu sehen und zeigen seine persönliche Interpretation und seinen Geschmack.

Wenig Pfeifen für wenige Händler

Zur Zeit arbeitet Roberto Teilzeit als Pfeifenmacher und produziert 50-60 Franz Pipes pro Jahr, die über italienische Fachhändler und über uns angeboten werden. Obwohl er soziale Medien selten nutzt, hat er eigene Facebook- und Instagram-Seiten.