Aktuelle Betrachtungen zu einer Ikone der Pfeifengeschichte: Peterson

Nachdem wir uns in unserem letzten Blogbeitrag der englischen Marke Dunhill gewidmet haben, bewegen wir uns nun gedanklich etwas weiter westlich, nämlich nach Irland, genauer gesagt nach Dublin. Hier ist der Sitz der Firma Peterson Pipes, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Pfeifen in Irland produziert.

Das Unternehmen hat erst kürzlich einen Besitzerwechsel erlebt. 2018 wurde es vom amerikanischen Firmenkonglomerat „Laudisi Enterprises“ übernommen. Laudisi betreibt unter anderem die bekannte Website smokingpipes.com. Seit 1990 war Peterson im Besitz von Tom Palmer, der sich nun in den wohlverdienten Ruhestand begeben hat.

Pfeifenraucher weltweit sind Anhänger der Marke. Aber vor allem in den USA gibt es wahrhaft fanatische Sammler, die jede Peterson-Pfeife kaufen, sobald sie neu auf dem Markt erscheint. Die große Popularität in den USA hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass man dem irischen Erbe gerecht werden will, das in vielen Familien hochgehalten wird.

Nichtsdestotrotz wurde die Anhängerschaft immer wieder auf harte Proben gestellt. Vor allem die deutsche Kundschaft, die für ihren hohen Qualitätsanspruch bekannt ist, legte den Finger in die Wunde. So wurde in den letzten zehn bis 15 Jahren immer wieder bemängelt, dass Petersons bei den ersten Rauchgängen stark abfärben. Die Rede war von mangelhaften Bohrungen, zu viel Kitt oder unbrauchbaren Mundstücke. So spukt bis heute noch der Ratschlag in den Köpfen vieler Pfeifenraucher: „Kaufe keine Peterson, die du nicht tatsächlich selbst in der Hand hattest.“ Und sind wir ehrlich, können wir diese Skepsis gut nachvollziehen.

Aber die Probleme sind bekannt, und wir sehen definitiv Licht am Ende des Tunnels! Vieles hatte damit zu tun, dass es einen Generationswechsel in der Belegschaft gegeben hatte. Das Know-how wurde offenbar nicht immer zuverlässig weitergegeben. Auch gab es einen enormen Mangel an geeigneten Handwerken. Mittlerweile ist aber wieder die Sollstärke erreicht. Außerdem hat die Firma einen neuen Betriebsleiter, der sich um alle Fertigungsabläufe kümmert. Giacomo Penzo, selbst italienischer Pfeifenmacher, achtet nun auf alle Qualitätsaspekte einer Pfeife. Die neuen Mitarbeiter sind mittlerweile eingearbeitet, und jeder weiß, was zu tun ist. Als letzter Punkt – und dies ist der Maßgebliche, was die Ware betrifft, die den deutschen Fachhandel erreicht – seien die wachen Augen des deutschen Importeurs Kopp Pipes genannt. Oliver Kopp kontrolliert mit seinen Mitarbeitern jede eingehende Lieferung aus Dublin und sortiert im Zweifel auch aus. Was also derzeit an NEUER Ware im Fachhandel landet, sollte auf jeden Fall in Ordnung sein.

Ein weiterer Punkt sei noch erwähnt, der von Kritikern immer wieder vorgebracht wird. Meistens ist es der recht platte Einwand: „Peterson Pfeifen werden doch gar nicht mehr in Irland hergestellt.“ Und es wird darauf verwiesen, dass von irgendjemand berichtet wurde, sie würden jetzt in Spanien (wieso gerade Spanien?) oder neuerdings in China hergestellt. Nun, wir können natürlich nicht zweifelsfrei beweisen, dass es nicht so ist. Doch stellt sich die Frage, warum Peterson so viele neue Maschinen gekauft hat, wenn es doch viel einfacher wäre, Pfeifen in China zu bestellen? Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, der Brancheninsidern zuweilen etwas fremd ist. Natürlich werden grob vorgearbeitete Köpfe bei allen möglichen Zulieferern hinzugekauft. Wo im Einzelnen, lässt sich natürlich nicht sagen. Nur eines: Dies ist absolut geläufige Praxis bei ALLEN Serienpfeifenherstellern und wird auch schon seit über 100 Jahren genau so praktiziert. Wir können auch nichts Verwerfliches daran finden. Niemand würde sich zum Beispiel darüber beschweren, wenn ein Teil einer Schweizer Uhr in Japan gefertigt würde. Oder Teile eines deutschen Autos aus Polen kommen. Oder britische Automarken deutsche Teile verbauen. Also sollte man sich als Pfeifenraucher der Realität stellen und von romantisierenden Bildern, die nie korrekt waren, Abschied nehmen.

Zur Modellpolitik und neuen Serien sei in jedem Fall erwähnt, dass Peterson durch die Investition in neue Geräte und Maschinen nun dazu in der Lage ist, wieder selbst sandzustrahlen. Man sieht es beispielsweise an sandgestrahlten Varianten der Peterson Sherlock Holmes Serie, die es jahrelang nicht gab und die nun nach und nach wieder im Fachhandel auftauchen. Auch neue Serien, sogar Pfeifen in Tanshell-Optik, sind zuweilen zu finden. Leider überwiegend bei der amerikanischen, firmeninternen Einzelhandelssparte. Solche attraktiven Spezialitäten werden offenbar lieber selbst vermarktet.

An dieser Stelle möchten wir jedenfalls die Gelegenheit nutzen, darauf aufmerksam zu machen, dass in den nächsten Tagen und Wochen einige neue Peterson Serien bei uns eintreffen werden. Außerdem waren wir vor einigen Jahren in der glücklichen Lage, einen größeren Bestand Peterson-Pfeifen aufzukaufen, die nun nach und nach den Weg in unseren Shop finden werden. Zum Beispiel auch Peterson Pfeifen mit echten Bernstein-Mundstücken aus den 30er Jahren. Bleiben Sie also gespannt und zünden Sie sich derweil eine „Pete“ an!

Vielen Dank an Oliver Kopp für die Fotos, und die Erlaubnis diese hier zu zeigen.

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