Sebastian Richter aus dem deutschsprachigen Pfeifenforum „Pipe Dreams„ hat kürzlich ein Interview mit G. L. Pease geführt, dessen Tabake kürzlich in Deutschland erschienen sind. Er hat uns freundlicherweise genehmigt, es auf unserem Blog zu veröffentlichen. Es gibt einen guten Einblick darin, wer hinter diesen legendären Tabaken steckt.
G. L. Pease ist ein international sehr gefeierter Tabakblender, manche halten ihn für den besten. In Deutschland ist er bisher nur Insidern bekannt.
Tabak von G. L. Pease finden Sie hier: G. L. Pease Pfeifentabak
Endlich ist es so weit! Seit dem 21. Juni 2023 gibt es offiziell amerikanische Tabake (Cornell & Diehl und Gregory L. Pease) in Deutschland zu kaufen! K & K hat weder Mühen noch Kosten gescheut, den deutschen Pfeifenrauchern eine Auswahl dieser Juwelen zu ermöglichen. Cigarworld.de kommunizierte und begleitete das Erscheinen in unserem Pfeifenforum Pipe Dreams. Was liegt also näher, als sich mit einem der Macher dieser hervorragenden Blends zu unterhalten? Zum Erscheinungstag der amerikanischen Tabake von Gregory Pease in Deutschland, hat mir Greg freundlicherweise ein Interview zugesagt.
Interview vom 21. Juni 2023 von Sebastian Richter, Pipe Dreams
Sebastian: Hallo Greg! Ich freue mich sehr, dass Du Dich bereit erklärt hast, den deutschen Pfeifenrauchern ein paar Fragen zu beantworten.
Einigen von uns ist dein Ruf als Tabakblender und Pionier des Tabakkellerns schon lange bekannt, aber viele Pfeifenraucher hier kennen weder deine Blends, noch wissen sie etwas über dich. Deshalb möchte ich mit einigen grundlegenden Fragen beginnen.
Wann hat deine Karriere als Pfeifenraucher begonnen? Wie kamst du zur Pfeife und schließlich zum Mischen von Tabaken?
Greg: Ich begann mich für das Pfeiferauchen zu interessieren, als ich etwa 16 Jahre alt war. Ich hatte einen Chemielehrer, der mich in vielerlei Hinsicht stark beeinflusst und inspiriert hat. Auch er rauchte Pfeife. Heute ist es für die meisten von uns schwer vorstellbar, dass Pfeifenraucher so viel Freiheit haben, aber so war das damals. Er rauchte seine Pfeife im Büro und manchmal sogar in der Vorlesung! Die Pfeife hatte für mich schon damals etwas Anziehendes. Es war nicht irgendetwas Bestimmtes, sondern der ganze Prozess – die Schönheit der Pfeife selbst, das Ritual des Füllens des Pfeifenkopfes, die Aromen des Tabaks. All das. Meine Faszination für Pfeifen selbst begann eigentlich schon viel früher. Mein Vater hatte einen Freund, einen Physiker, der Pfeifenraucher war. Eines Tages fragte ich diesen nach seinen Pfeifen, und daraufhin nahm er sich Zeit, zeigte mir seine Pfeifen und erklärte mir, was jede einzelne von ihnen besonders machte.
Als ich etwa 16 war, gefiel mir die Idee der Pfeife sehr. Ich hatte mich nie für Zigaretten oder das „Rauchen“ an sich interessiert, aber ich mochte das Ritual der Pfeife, ihre Geschichte, und so beschloss ich, das Pfeiferauchen zu versuchen. Vermutlich wie bei den meisten von uns, waren meine ersten Versuche nicht besonders erfolgreich. Ich besorgte mir eine billige Pfeife aus dem „drug store“ und einen Beutel Borkum Riff, das war der Tabak, den Herr Havel rauchte. Ich hatte keine Ahnung, wie man eine Pfeife stopft, wie man sie anzündet oder wie man sie am Laufen hält. Ich empfand die ganze Erfahrung tatsächlich als ziemlich unangenehm, aber es war mir zu peinlich, um Hilfe zu bitten, so dass die ersten Versuche nicht sehr lange anhielten.
Als ich zur Universität ging, war Pfeifenrauchen allgegenwärtig. Viele Professoren rauchten Pfeife, während sie über den Campus spazierten. So kehrte die Faszination zurück und also ging ich zum örtlichen Tabakladen, um mich beraten zu lassen. Ich kaufte meine erste anständige Pfeife, eine Charatan Second, die mich etwa 16 Dollar kostete, und begann, verschiedene Tabaksorten auszuprobieren, wobei mich die sehr sachkundigen Leute im Tabakladen mit Rat und Tat unterstützten. Schließlich machte es „klick“. Ich vertiefte mich in die Materie und lernte so viel wie möglich über Pfeifen, über Tabak, über die verschiedenen Blattsorten, die Verarbeitung und das Blenden. Das war der eigentliche Beginn einer lebenslangen Reise.
Irgendwann arbeitete ich in Teilzeit im Laden und lernte viel über das Blenden von Tabak. Das war für mich faszinierend, fast wie eine Art Alchemie. Ich habe schon immer gerne gekocht, und das Blenden von Tabak war ähnlich – das Kombinieren von Zutaten, um etwas zu kreieren, was edler ist als seine einzelnen Bestandteile. Aber ich hatte keine Ahnung, dass ich das jemals beruflich machen würde.
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Spulen wir vor ins Jahr 1998. Ich machte gerade eine Pause von meiner Karriere als Informatiker. Eines Tages rief mich ein Freund an und erzählte mir, dass ein weiterer bekannter Pfeifentabak vom Markt verschwunden war. Pfeifenrauchen war nicht mehr so populär wie früher, und viele Marken waren entweder verschwunden oder wurden eingestellt. Wir sprachen darüber und gründeten ein Unternehmen. Einfach so. Ich hatte keine Ahnung, wie ich anfangen sollte! Ich kaufte eine teure Dosenmaschine, Kisten mit Dosen, lernte etwas über Grafikdesign, damit ich Etiketten machen konnte, knüpfte Kontakte zu Tabaklieferanten und begann Blends zu kreieren. Es war ein bisschen verrückt. Ich stellte die Mischungen in meiner Küche zusammen, wog sie ab und doste sie mit meiner manuellen Maschine ein. Es brauchte 22 Kurbelumdrehungen, um eine Dose zu verschließen.
Nach etwa 18 Monaten führten Meinungsverschiedenheiten zu einer unschönen Trennung mit meinem Geschäftspartner, aber ich hatte wirklich Spaß an dem, was ich tat und so fing ich im Jahr 2000 mit der Marke G. L. Pease neu an. Kaum zu glauben, dass das jetzt schon über 20 Jahre her ist.
S.: Das ist eine tolle Geschichte… und wenn du jetzt noch das größte Geheimnis von allen lüften könntest: Was bedeutet das „L.“ in deinem Namen?
G.: Was das L. angeht, so macht es mir zu viel Spaß, es weiterhin als ein Geheimnis zu bewahren ;)
S.: Nun, obwohl ich vier Jahre früher als du mit dem Pfeifenrauchen begonnen habe, bin ich leider kein Tabakmischer geworden. Vielleicht liegt es an dem fehlenden „L.“ in meinem Namen ;)
Welche deiner Tabakblends wurden von klassischen Pfeifentabaken der Vergangenheit inspiriert? Gibt es echte Repliken?
G.: Ich nehme an, dass alle meine Mischungen in gewissem Sinne von den Klassikern „inspiriert“ sind, aber nur bei einigen handelt es sich um echte Versuche eines Nachbaus. Piccadilly entstand aus dem Wunsch heraus, eine wenig bekannte Mischung nachzubauen, die von Gallaher für Benson & Hedges hergestellt wurde. Sie hieß „Finest Smoking Mixture“ und gefiel mir sehr gut, aber sie war nicht sehr lange auf dem Markt, also wollte ich etwas herstellen, das ihr so nahe wie möglich kommt. Ich glaube, mein Nachbau war ziemlich erfolgreich. Der andere Blend ist Westminster, den ich der ursprünglichen Dunhill London Mixture nachempfinden wollte, die sich ja sehr von der späteren London Mixture unterschied. Auch mit diesem Blend bin ich ziemlich zufrieden, obwohl es wirklich schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist, etwas Aktuelles mit etwas Jahrzehnte altem zu vergleichen.
S.: Welcher Pfeifentabak ist dein persönlicher Favorit unter den alten Klassikern und gibt es für dich einen Liebling in deiner eigenen Serie?
G.: Einer meiner absoluten Lieblingstabake war und ist Garfinkel’s Orient Express #11. Ich habe immer noch eine Menge Dosen dieses Tabaks. Er wurde in den späten 1970er Jahren von Sobranie für Garfinkel’s hergestellt, einem Tabakladen in Washington DC, der leider vor ein paar Jahren sein Geschäft aufgab. Ich habe noch ein paar Dosen davon in meinem „Keller“. Wenn die weg sind, dann sind die weg. Ich habe noch nicht einmal versucht, diesen Tabak nachzubauen.
Was meine eigenen Mischungen angeht, so weiß ich, dass es ein Klischee ist, aber ich kann nicht wirklich einen Lieblingsblend nennen. Jeder von ihnen ist eine individuelle Sache für mich.
S.: Rauchst du auch noch die ganz gewöhnlichen Tabake, die man an jedem Kiosk kaufen kann, wie Mac Baren und Stanwell oder amerikanische Tabake wie Half & Half?
G.: Ich rauche natürlich meistens meine eigenen Blends und Vintage-Tabake, die ich über die Jahre gesammelt habe.
S.: Gibt es irgendwelche Bücher, mit denen man das Mischen von Tabaken lernen kann? Oder braucht man dafür unbedingt einen Lehrer? Ist es möglich, sich das selbst beizubringen?
G.: Der beste und wirklich einzige Weg, um das Blenden zu lernen, ist es selbst einfach zu tun. Es gibt keinen Kurs, keine Lehre, keine Bücher, die das Handwerk wirklich lehren. Es fängt damit an, dass man alle einzelnen Komponenten verkostet, sich tonnenweise Notizen macht, jede für sich erlernt und dann sieht, wie sie miteinander interagieren – selbst eine einfache Zutat wie Perique oder Latakia kann sehr unterschiedliche Eigenschaften entwickeln, wenn sie mit einem anderen Tabak kombiniert wird. Vor allem am Anfang habe ich viel ausprobiert; ich habe weit mehr schlechte als gute Mischungen gemacht, aber wie bei so vielen Dingen lernen wir mehr aus unseren Fehlern als aus unseren Erfolgen.
S.: Heute war der Tag, an dem deine Tabake das erste Mal in Deutschland auf den Markt kamen und es sieht nach einem großen Erfolg aus – nun, ich glaube, niemand hat etwas anderes erwartet.
Welche Bedeutung hat es für dich, dass deine Blends nun auch auf dem deutschen Markt erhältlich sind?
G.: Ich bin wirklich begeistert, dass wir endlich auf dem deutschen Markt Fuß fassen können, und hoffe, dass dies einige Türen für einen breiteren europäischen Vertrieb öffnen wird. Ich weiß, dass viele Pfeifenraucher auf eurer Seite des großen Teichs frustrierende Erfahrungen gemacht haben, als sie versuchten meine Tabake durch die Stromschnellen der Importgesetze und Steuern zu bekommen, also ist das wirklich ein wunderbarer Schritt.
S.: Welche deiner Blends würdest du deinen neuen deutschen Kunden als Einstieg in die Welt der GLP-Tabake empfehlen?
G.: Tatsächlich weiß ich nicht, welche Blends ausgewählt wurden. Wenn du sie mir mitteilen könntest, dann könnte ich genauer darauf antworten.
S.: Die Blends sind Cairo, Odyssey, Quiet Nights, Spark Plug, Union Square und Windjammer.
G.: Eine interessante und gute Auswahl. Ich hätte noch einige weitere ausgewählt, darunter mein neuester Blend Géométrie, Bankside und einige Klassiker wie Piccadilly, Chelsea Morning, Fillmore, vielleicht Regent’s Flake oder Temple Bar. Aber es ist ein guter Anfang.
Zum Einstieg in meine Blends sei gesagt, dass Windjammer sehr beliebt geworden ist und es ein so einzigartiger Tabak ist, dass sich ein Besuch hier sicherlich lohnt.
Quiet Nights ist seit langem ein Favorit vieler Raucher und ist eine wunderbar komplexe und interessante Mischung mit Latakia-Anteil.
Union Square ist so rein wie ein Virginia nur sein kann, ohne jegliche Zusatz- oder Aromastoffe.
S.: Iceman aus dem Forum möchte wissen, ob ihr eure Tabake auch in Tüten verkauft. (GLP-Tabake sind hier ziemlich teuer, in Deutschland werden sie für über 22 $ gehandelt werden).
G.: Nein, meine Blends sind nicht in Tüten, sondern nur in Dosen erhältlich.
S.: Wie zufrieden bist du mit den Rohtabaken für deine Blends in Bezug auf Qualität und Verfügbarkeit? Gibt es irgendwelche Wünsche deinerseits bezüglich der Rohtabake?
Wie sieht es mit syrischem Latakia aus? Glaubst du, dass es in Zukunft wieder syrischen Latakia geben wird?
G.: Das Blattgut, zu dem wir Zugang haben, ist so gut wie oder sogar besser als je zuvor. Ich weiß, dass es einige Gerüchte über schlechte Blattqualitäten gab, die einen Hersteller dazu brachten, das Geschäft aufzugeben, aber das ist einfach nicht wahr. Es ist nicht schwer, exquisite Rohtabake zu bekommen. Was schwer ist, ist die Auswahl einzugrenzen!
Die Sache mit dem syrischem Tabak ist natürlich eine andere Geschichte. Es gibt keinen syrischen Latakia. Es hat schon sehr lange keinen mehr gegeben. Der syrische Latakia, den wir durch den Brand vor einigen Jahren verloren haben, war ein außergewöhnlicher Jahrgangs-Latakia, der schon viele Jahre alt war. Es ist unwahrscheinlich, dass wir so etwas jemals in die Finger kriegen werden. Es gibt dort zu viele Konflikte und politische Unruhen, und es gibt profitablere Anbauprodukte, die weniger ressourcen- und arbeitsintensiv sind.
S.: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Cornell & Diehl? Mischst du die Tabaksorten selbst oder überwachst du das Verfahren? Oder lieferst du die Rezepte und C & D übernimmt die gesamte Herstellung?
G.: Ich kreiere die Blends, sie stellen die Produkte nach meinen Vorgaben und Protokollen her und kümmern sich auch um den gesamten Vertrieb. Wir arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen, und ich könnte mit unserer Zusammenarbeit nicht zufriedener sein. Jeremy und ich arbeiten beide gut zusammen und sind im Laufe der Jahre gute Freunde geworden.
S.: Hast du irgendwelche Testraucher, die deine Kreationen rauchen und bewerten, bevor sie auf den Markt kommen?
G.: Früher hatte ich ein kleines Gremium von Verkostern, die mir ihre Meinung zu den von mir entwickelten Produkten gaben. Heutzutage geschieht das meist intern.
S.: In Deutschland ist es üblich, eine Pfeife mit einem Filter zu rauchen. Möchtest du jetzt, da du das weißt, deine Mischungen wieder vom deutschen Markt zurück nehmen?
Ernsthaft: Welche Erfahrungen hast du selbst mit verschiedenen Filtern gemacht, falls du jemals mit ihnen geraucht haben solltest? Glaubst du, dass das Rauchen mit einem Filter eine gute Wahl für deine Tabake ist?
G.: Ehrlich gesagt, habe ich so gut wie keine Erfahrungen mit Filtern. Ein Freund von mir war ein ziemlicher Verfechter von Meerschaum-Filtern, und ich habe oft daran gedacht, die verschiedenen Sorten auszuprobieren, um zu sehen, was sie mit den Raucheigenschaften machen. Ich habe mich einfach noch nicht dazu durchgerungen.
S.: Unser Mitglied Ohngesicht möchte wissen, welche Erfahrungen du mit anderen Pfeifenhölzern als Bruyere gemacht hast. Morta, Olivenholz… und was ist mit Meerschaum- und Maiskolbenpfeifen?
G.: Ich habe sie alle geraucht. Jede hat ihre eigenen einzigartigen Eigenschaften. Gelegentlich rauche ich auch Tonpfeifen und genieße diese Erfahrung. Aber ich komme immer wieder auf Bruyère zurück.
S.: Deutsche Männer sind von ihren Frauen sehr gut erzogen worden. Die meisten von uns gehen zum Rauchen nach draußen, weil die Liebste keinen Rauch in ihren vier Wänden duldet.
Gibt es eine Frau, die Gregory L. Pease zum Rauchen nach draußen schickt?
G.: Ich bin tatsächlich in der glücklichen Lage, ein „Büro“ zu haben, in dem ich nach Herzenslust rauchen kann. Ich MUSS nie zum Rauchen nach draußen gehen, aber ich gehe gerne mit Pfeife spazieren.
S.: In Deutschland ist es üblich, Hocharomaten zu rauchen. Wird es in Zukunft noch stärker aromatisierte GLP-Tabake als Virginia Cream und Haddo’s Delight geben?
Was ist mit „Modern-English-Aromaten“? (Latakia-Aromat, wie dein Malteser Falcon, der ja eine Ingwercasing hat).
G.: Ich kann nicht sagen, was in Zukunft kommen wird, denn alles ist möglich. Vielleicht mehr Aromaten, vielleicht mehr Virginias. Wir werden alle abwarten müssen und schauen, was kommt. Was den Maltese Falcon angeht, so habe ich keine Ahnung, woher die Idee mit dem „Ingwercasing“ stammt. Es ist nicht das erste Mal, dass sich jemand danach erkundigt, aber diese Mischung enthält überhaupt keine Aromen. Ich vermute, dass es sich um das in der Beschreibung erwähnte „geheimnisvolle Gewürz“ handelt. Es ist kein Zusatzstoff. Es sind nur die natürlichen Tabakaromen!
S.: Ich konnte das Aroma zunächst auch nicht als Ingwer identifizieren, aber ich habe Two Friends Valle Crucis geraucht, von dem bekannt ist, dass es ein Ingwercasing hat. Ich fand, dass dies das gleiche Aroma wie bei Maltese Falcon war, nur viel stärker.
Wir hatten früher schon mal über Zusatzstoffe in Tabaken gesprochen. Wesley möchte wissen: „Was für ein Pulver wird dem Tabak in den U.S.A. beigemischt, so dass beim Rauchen nur ein kleines Häufchen Asche übrig bleibt, selbst wenn der Tabak noch feucht ist?“
G.: Schießpulver. Es unterstützt den Abbrand…
S.: Oder Kaliumchlorat. Das ist auch sehr gut! Hey, ich hatte auch zwei rauchende Chemieprofessoren! ;)
G.: Ich hoffe, die haben das KClO3 von den Pfeifen fern gehalten.
S.: Gewiss. Die rauchten beide Zigarren ;-P
G.: Also im Ernst, wir verwenden nichts, um den Abbrand zu unterstützen. Die reine Asche ist tatsächlich ein Ergebnis der Reinheit des Tabaks, ganz ohne Feuchthaltemittel. Dies ist einer der Gründe, warum ich meine Mischungen nur in Dosen verkaufe. Der Verkauf in Tüten oder Beuteln würde die Zugabe von Feuchthaltemitteln erfordern, um sie im Regal „frisch“ zu halten.
S.: Es ist also ein Zeichen für besonders hohe Qualität.
Viele Leute hier wollen das wissen: Warum könnt ihr keine „anständigen“ Flakes und Plugs machen? ;-) (In Europa sind wir es gewohnt, „echte Flakes“ in größeren, festen Scheiben vorliegen zu haben; amerikanische Flakes neigen dazu, auseinanderzufallen. Wir würden sie eher „Broken Flake“ nennen.)
G.: Jeder Blender hat seinen eigenen Stil, seine eigenen Methoden. Ich könnte festere Flakes herstellen, entscheide mich aber dafür, keine Bindemittel oder zugesetzten Zucker zu verwenden. Manche Tabaksorten haften fester als andere.
Auch bei den Plugs gibt es eine Grenze zwischen so hart, dass sie sich ohne Bandsäge nicht schneiden lassen, und so locker, dass sie einfach auseinanderfallen. Wir bemühen uns um einen goldenen Mittelweg.
S.: Seit diesem Jahr versuche ich mich darin, Tabake im Ofen zu backen, um die Alterung zu simulieren. Hast du selbst Erfahrungen damit gemacht?
G.: Das Backen des Tabaks simuliert nicht die Alterung, aber es führt dazu, dass sich die verschiedenen Blätter besser miteinander verbinden. Es verändert auch die Art der chemischen Reaktionen, die in einer Dose mit natürlicher Alterung ablaufen. Das ist weder gut noch schlecht, es ist einfach so, wie es ist. Tabak in der Dose hat noch Leben in sich, wie ein Wein in der Flasche. Die besten Ergebnisse erzielt man im Laufe der Zeit bei Temperaturen und Schwankungen, die nicht dramatisch sind. Ein Freund von mir schickte mir einmal Odyssey, den er gebacken hatte und dann ein paar Jahre lang reifen ließ. Ich verglich sie mit einer ungebackenen Dose, und es war, als wären es zwei verschiedene Tabaksorten. Nicht, dass sein Tabak nicht immer noch gut gewesen wäre, aber er war viel weniger komplex, weniger interessant als der normal gereifte.
S.: Zum Thema Alterung: Wenn man eine Dose öffnet und sie wieder luftdicht verschließt, altert der Tabak dann weiter oder wird der Prozess gestoppt?
G.: Das Öffnen einer Dose stoppt den Alterungsprozess nicht, aber es verändert ihn. Du musst bedenken, dass Tabak in einer versiegelten Dose ein in sich geschlossenes System bildet. Wenn man einen Teil dieses Systems verändert, wirkt sich das im Laufe der Zeit auf das Ganze aus. Aber wenn man die Dose zum Beispiel wieder versiegelt, beginnt eine neue Kaskade von Prozessen. Wenn du zwei Dosen desselben Tabaks nimmst und beide fünf Jahre lang lagern, aber eine davon nach der Hälfte der Zeit öffnen und wieder verschließen würdest, hast du am Ende zwei verschiedene Produkte. Sie werden beide gut sein, aber unterschiedlich.
S.: Kann man mit dem Blenden von Tabak in Amerika ein gutes Einkommen erzielen? Bist du jetzt ein Millionär?
G.: Nein, ich bin weit davon entfernt, ein Millionär zu sein. Vielleicht könnt ihr das ja jetzt, nachdem meine Blends nach Deutschland kommen, möglich machen ?
S: Für welche anderen Bereiche außer Tabak interessierst du dich?
G.: Andere Interessen? Da gibt es zu viele, um sie aufzuzählen. Ich habe mich schon immer für so ziemlich alles interessiert!
S.: Dusty würde gerne wissen, welche Musik du gerne hörst und welche Bücher du beim Pfeiferauchen liest.
G.: Mein Musikgeschmack ist ziemlich eklektisch. Ich höre fast alles, von Klassik bis Metal. Ich bin nicht wirklich ein Fan von Rap. Ich lese fast alles!
Manche würden sagen, meine Interessen sind ZU breit gefächert. Diese Liste ist sehr, sehr lang.
S.: Die letzte Frage betrifft mein persönliches Interesse. Ich bin ein großer Freund von Latakia-Blends, die eine besondere Eigenschaft haben, nämlich ausgeprägte „fragrante Aromen“ oder „parfümige Obernoten“. Das finde ich leider sehr selten. Es ist besonders in Penzance und in einigen alten McClelland-Blends vorhanden, aber auch in Lagonda oder Odyssey, wenn man einen guten Geruchssinn hat. Was ist die Ursache für diese parfümähnlichen Obernoten und warum sind sie so selten zu schmecken?
G.: Die parfümartigen Noten, die du erwähnst, resultieren, zumindest bei Lagonda und Odyssey, aus dem Zusammenspiel von Orient und Latakia. Manchmal haben die Orientnoten etwas Weihrauchartiges an sich. Das ist alles Teil der Synergie der verschiedenen Blätter. Tabak ist eine wirklich faszinierende Sache.
S.: Ganz herzlichen Dank, Greg, dass du dir die Zeit genommen hast, auf die vielen Fragen zu antworten. Wir alle wünschen uns, dass deine Tabake in Deutschland ein Erfolg werden und dass schließlich das gesamte Sortiment von dir angeboten werden kann.
G.: Vielen Dank für das Gespräch. Es war mir wirklich ein Vergnügen.
S.: Und BITTE mache weiter so hervorragende Blends für uns!
G.: Ich werde mein Bestes tun. Danke Sebastian!
Die Homepage von Greg:
https://www.glpease.com/
Die Firesidekolumne von Greg ist zu finden unter:
https://pipesmagazine.com/blog/category/fireside/
Instagram: G.L. Pease
Pipe Dreams Forum:
https://www.pipe-dreams.de/