Wie Sie wissen, kaufen wir, wenn sich die Gelegenheit bietet, Sammlungsauflösungen, Geschäftsauflösungen und sonstige Posten an Pfeifen an. Bei der letzten Gelegenheit, die sich uns bot, waren zahlreiche Lorenzo Pfeifen dabei.
Lorenzo ist ein Name, mit dem viele Pfeifenraucher aus den 70er, 80er und 90er Jahren gewissermaßen großgeworden sind. Diese Pfeifen waren fast omnipräsent. Vom Mühlensiepen-Geschäft bis zur privat geführten Lottobude waren Lorenzo-Pfeifen breit vertreten. Kein Wunder. Zum einen waren diese Pfeifen unglaublich populär, geradezu angesagt, zum anderen waren sie breit distribuiert. Man verkaufte auch über den Großhandel.
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Die Popularität dieser Pfeifen war vor allem darin begründet, dass Lorenzo-Pfeifen vielen Pfeifenrauchern etwas boten, was bei anderen Marken weniger zu haben war. Sie waren groß, sie ließen sich prima Rauchen, sie waren kräftig gebaut, sie waren preiswert und sie hatten ihren eigenen, unvergleichbaren Stil, der abseits des Mainstreams zuhause war. Außerdem setzte man sehr früh auf Filterpfeifen und Acrylmundstücke.
Dabei waren Lorenzo-Pfeifen nicht immer so stilsicher. Angefangen hat die Manufaktur in den frühen 1900 Jahren unter dem Namen Gebrüder Lana (Fratelli Lana). Aber schon in den 20er Jahren ging die Fabrik in den Besitz der Familie Tagliabue über.
Nach dem 2. Weltkrieg ging die Leitung an Lorenzo Tagliabue, der die positive Entwicklung von Castello, Savinelli und Brebbia genau beobachtet hatte. Er verstand, dass die Zeit der billigen, zu tausenden gefertigten „Konsumpfeifen“ vorbei war und dass er zukünftig auf andere Werte setzen musste. Diese Pfeifen müssten einen eigenen Stil haben und qualitativ viel hochwertiger sein.
Diese Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre erfolgte Neuausrichtung des Unternehmens verhieß den erhofften Erfolg. Die großen Pfeifen mit dickwandigen Pfeifenköpfen wurden mit „Echte Männerpfeifen, für echte Männer“ beworben und verkauften sich hervorragend. Die Pfeifen waren häufig in Rot- und Orangetönen gebeizt, die Oberfläche matt. Nebenbei schaffte man es so auch, unschöne Kittstellen gekonnt zu kaschieren. Mittlerweile verkaufte man diese Pfeifen unter dem Namen LORENZO.
In den 80er Jahren errichtete man einen zweiten Produktionsstandort in Albanien, um die große Nachfrage zu decken und preisgünstigere Pfeifen zu fertigen. Hier wurden überwiegend die „Spitfire“ Pfeifen gefertigt, die flächendeckend in Westeuropa als Wühlkorbpfeifen Anklang fanden. Mit diesen Pfeifen trug man erheblich zur Popularisierung der 9mm Filter bei.
1983 war das Schicksalsjahr für Lorenzo Tagliabue. Seine kleine Tochter verstarb an Krebs, und sein Interesse am Pfeifenbau und sein Lebensmut verließen ihn Augenblicklich. Er starb 1987. Die Firma ging zunächst in den Besitz von Comoy’s über. Doch schon 1988 wurde die Familie Aliverti Besitzer der Firma. Sie hatten einen Bezug zum Unternehmen, verschiedene Familienmitglieder gehörten lange zur technischen Leitung des Unternehmens.
Man fertigte fast nur noch in Albanien, aber den außergewöhnlichen Stil – große Pfeifen, besondere Formen, matte Oberflächen – behielt man bei. Die Pfeifenraucher lobten weiterhin die guten Raucheigenschaften.
Unglücklicherweise verlieren sich die Spuren der Unternehmensgeschichte in den 90er Jahren. Ich kann allerdings aus eigener Erfahrung beisteuern, dass Mitte bis Ende der 90er Jahre Lorenzo-Pfeifen häufig in den Fachgeschäften anzutreffen waren. In den frühen 2000er Jahren waren Lorenzo-Pfeifen noch im Dan Pipe Katalog zu finden. Den Vertrieb machte in Deutschland eine Firma namens Hellmann.
Nichtsdestotrotz haben Sie nun die Gelegenheit ein Stück Pfeifengeschichte zu erwerben. Die Bedeutung, die diese Marke gerade in Deutschland hat, ist kaum zu überschätzen.