Hochwertige Elektronik, Autos, Kameras und Pfeifen? Ja, Tsuge aus Japan baut Pfeifen für die Welt.

Japan gehört nicht unbedingt zu den meist genannten Ländern, wenn es darum geht, wo Pfeifen herkommen. Vielleicht ist unsere Sicht dafür etwas zu eurozentrisch. Doch in Japan wurden Pfeifen schon seit dem 19 Jh. gebaut.

Aber eins nach dem anderen, fangen wir an mit Kyoichiro Tsuge, der Gründer der Firma war. Kyochiro stammt aus einer hochangesehenen Schwertschmied-Familie, die sich durch die Öffnung nach Westen und den damit einhergehenden Wandel und Verlust von Privilegien ein neues Tätigkeitsfeld suchen musste. Er fand es, als er bei einem Herrn Umibata eine Anstellung fand, der eine Fabrik für  Zigarettenspitzen aus Elfenbein betrieb. 1936 war Kyochiro 26 Jahre alt und bereit, den nächsten Schritt zu gehen. Er gründete sein eigenes Unternehmen und fertigte Zigarettenspitzen nun selbst. Ende der 30er, Anfang der 40er Jahre waren Zigaretten in Japan sehr populär, und überwiegend wurde aus Spitzen geraucht.

Dann kam 1941, und der gesamte Bestand an Zigarettenspitzen und luxurösen Materialien wurde vom Staat konfisziert. Die Maschinen wurden künftig für Herstellung von Teilen für Gewehre requiriert. Kyochiro selbst wurde für den Kriegsdienst verpflichtet. Er überlebte den 2. Weltkrieg und kam 1945 in seine Werkshallen, um wieder die Produktion von Zigarettenspitzen zu beginnen. Doch Material war rar, Geld war noch rarer. Elefenbein war mittlerweile zu einem sehr stark regulierten Artikel geworden. Aber er hatte eine Idee: Wenn es ihm gelänge, seine einst konfiszierten fertigen Zigarettenspitzen zurückzubekommen, könnte er sie verkaufen und mit dem frischen Kapital von vorne anfangen. Tatsächlich sollte er recht behalten. Ihm wurden seine Waren aus den Händen gerissen, denn Zigarettenspitzen waren nach dem Krieg Mangelware. Der erzielte Gewinn war um ein vielfaches höher als vermutet, einem Neustart stand nun nichts mehr im Wege.

Doch, die Materialknappheit! Denn sie zog sich noch weiter hin und erstreckte sich auf viele Bereiche. Natürlich auf Elfenbein, aber auch auf Artikel des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Papier. Insbesondere Zigarettenpapier. Tabak war hingegen in großen Mengen verfügbar. Was lag also näher, als die Produktion auf Pfeifen zu verlegen? Außerdem gewann das Pfeiferauchen in Japan ganz erheblich an Popularität, als sich die amerikanischen Besatzungssoldaten mit Pfeife zeigten. Prominentester Vertreter war hier General MacArthur, der mit seiner riesigen „Corn Cob“ ungewollt für das Pfeiferauchen warb.

So stellte sich langsam die Produktion auf Pfeifen in Krischenholz um. Als in den 1950er Jahren Bruyèreholz wieder importiert werden kann, beginnt Tsuge auch Pfeifen aus diesem Material herzustellen. In dieser Zeit werden viele figurative Pfeifen geschnitzt, die als Souvenir an amerikanische Soldaten verkauft werden. Der Vietnamkonflikt und weitere militärische Konflikte begünstigen den Bedarf an Bruyèrepfeifen in dieser Region. Sehr viele günstige Kirschholzpfeifen werden nach Saigon exportiert und sind bei amerikanischen GI’s begehrte Mitbringsel.

Als durch Währungsschwankungen in den 1970 Jahren der Export in andere asiatische Länder zunehmend erschwert wird, sucht man nach Möglichkeiten, das Geschäft mehr und mehr in die USA und nach Europa zu verlagern. Dazu werden die besten sechs Pfeifenmacher nach Dänemark und Italien ausgeschickt, um u.a. bei Sixten Ivarsson das Freehand-Pfeifenmachen zu erlernen. Oft sprechen diese Pfeifenmacher weder englisch noch eine andere Fremdsprache, und man verständigt sich sprichwörtlich mit Händen und Füßen…
Diese Pfeifenmacher begründen den Stil, für den Tsuge auch heute noch bekannt ist. Vor allem die begehrten „Ikebana“-Freehands sind vielen Pfeifenrauchern ein Begriff. Es wird oft mit Bambusholmen gearbeitet, die perfekt zur asiatischen Aura der Pfeifen passen. Tsuge ist auch noch heute ein bedeutender Serienpfeifenhersteller, der immer wieder mit experimentellen Ideen und Systempfeifen Aufsehen erregt. Die begehrten „Ikebanas“ sind aufgrund der hohen Nachfrage in den USA leider selten auf dem deutschen Markt. Aber wir arbeiten da schon an „Verstärkung“ in diesem Bereich.
Die „herkömmlichen“ Tsuge-Pfeifen haben alle gemeinsam, dass die Verarbeitung unglaublich gut ist, und die Formensprache harmonisch und fließend. Vieles erinnert in Machart wie Design an dänische Pfeifenmanufakturen, die heute leider nicht mehr existieren.
Die Systempfeifen stehen für einen unbändigen Drang nach Innovation und Experimentierfreude. Dabei werden immer wieder neue Materialien verwendet, neue Ansätze der Filtertechnik erprobt und nach den besten Lösungen geforscht.
Wenn Ihnen also Vauen, Stanwell, Peterson, Savinelli oder Dunhill ein Begriff ist, sollte es Tsuge auch sein. Das Unternehmen hat seinen Platz redlich verdient. Falls Sie noch keine Tsuge in Ihrer Sammlung haben, sollten Sie das dringend ändern! Hier zu finden!

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