Fotobericht aus Rellingen: Bei Kopp Tobacco wird Pfeifentabak gemacht!

Gestern, am 21.03.24, hatte ich die Gelegenheit, Thomas Nitsche von Kopp Tobacco (ehemals Kohlhase & Kopp) in Rellingen zu besuchen und ihm über die Schulter zu schauen. Thomas Nitsche ist Masterblender und Produktionsleiter sowie das „Aushängeschild“ des Unternehmens in Pfeifenraucherkreisen.

Es war auf jeden Fall eine inspirierende Erfahrung und die neuen Eindrücke verfehlen ihre Wirkung nicht. Weitere Projekte sind in Planung!

Kopp Tobacco stellt derzeit gut 100-120 Tonnen Pfeifentabak im Jahr her und ist massiv auf Erfolgs- und Expansionskurs. Das geht natürlich nicht spurlos an den Lagerhallen vorüber. Die Gebäude platzen wortwörtlich aus allen Nähten.

So musste man in der Nachbarschaft schon einige zusätzliche Lagerhallen anmieten. Langfristig plant man hier allerdings eine dauerhafte Lösung.

Wie viele wissen, ist das Produktionsmodell in der Pfeifentabakherstellung von Kopp einzigartig. Die Tabake werden überwiegend von der Scandinavian Tobacco Group (STG) geliefert. Dies erfolgt in unterschiedlichen Aufarbeitungsgraden. Teilweise wird reiner Rohtabak geliefert, der dann vor Ort weiterverarbeitet wird, teilweise fertige Tabakkomponenten, wie z.B. Ready Rubbed Virginia oder Kentucky. Auch fertige Grundmischungen und komplette Blends werden geliefert, diese sind allerdings in der Minderheit.

Dies hat in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass Kopp Tobacco in einigen Bereichen  das Image des „Umetikettierers“ hatte. Diese Annahme spiegelt sich allerdings nicht in der Realität wieder und trägt nicht dem Umstand Rechnung, wie viel (Hand-)Arbeit in jeder Mischung steckt.

Dennoch möchte man zukünftig deutlich unabhängiger werden. Die ersten bedeutenden Schritte wurden auch schon gegangen. Dazu gehören eigene Flakepressen. Bisher ist es so, das alle Flakes zu 100% von der STG geliefert werden. Die eigenen Flakepressen werden das Angebot ergänzen und Kopp dazu in die Lage versetzen, feine Spezialitäten, die für einen Großhersteller wie die STG zu speziell sind, selbst herzustellen. Dies heißt allerdings nicht, das man die Zusammenarbeit mit diesem Unternehmen zurückfährt. Man möchte sich einfach befähigen, spezielles Blattgut selbst zu verarbeiten, das ohnehin für große Lieferanten nicht attraktiv ist, da viel zu wenig davon vorhanden ist.

Die Herstellung des bisher raren Fayyum Kake der erst kürzlich übernommenen Marke HU Tobacco ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass man den eigenen Anspruch auch in echte Produkte umsetzen möchte. Grundsätzlich bewegt man sich wieder hin in Richtung „alles aus einer Hand“, vom Rohtabak bis zum Endprodukt. Man wird in den nächsten Jahren und Monaten weitere Schritte sehen.

Das Tabakmischen ist integraler Bestandteil des Betriebes, und dies schon seit Anfang an. Dazu trägt bei, dass die Produktionshallen einst die Tabakfabrik Wehde beheimateten. Wehde war ein bekannter, norddeutscher Tabakhersteller, der vor allem für seine feinen, englischen Mischungen bekannt war. Wehde war der ursprüngliche Hersteller der Torben Dansk Tabake und der Tabake aus dem Hause Trennt in Kiel.

Schon wenn man das Betriebsgelände betritt, kommt einem der unnachahmliche Geruch nach Pfeifentabak – oder was man klischeemäßig dafür hält – entgegen. Dies setzt sich in den Werkshallen in unterschiedlichen Intensitäten fort. Kein Wunder, denn die Produktion der Mischungen läuft ununterbrochen. Gemischt werden:

  • Mischungen der eigenen Handelsmarken, wie z.B. Rattray’s, Ashton, Robert McConnell, Kopp Tobacco, usw.
  • Private Label Mischungen oder Marken, die nicht in Deutschland vertrieben werden und/oder nicht zu den eigenen Marken zählen.
  • Standardmischungen für Fachhändler, aus denen für Hausmischungen ausgewählt werden kann (auch in kleinerer Menge)
  • Hochindividuelle Mischungen für Fachhändler, die exklusiv und ausschließlich für sie hergestellt werden (z. B. unser „The Eagle“, nur in größerer Menge)

So deckt man die ganze Bandbreite des Bedarfs an Pfeifentabak ab.

Besonders aufwändig und kompliziert sind dabei die unterschiedlichen, länderspezifischen Label und Warnhinweise, die zum Teil auch innerhalb der EU ganz erheblich voneinander abweichen. Ein großer Teil der Produktion entfällt daher auf die Etikettierung, die durch den hohen Individualisierungsgrad nur per Hand durchgeführt werden kann. Grundsätzlich ist die Mechanisierung deshalb auf einem relativ geringen Niveau, und die Handarbeit hat einen hohen, dominanten Stellenwert.

Neben der Herstellung von Pfeifentabak, betätigt man sich schon seit Beginn als Importeur für feine Tabakspezialitäten aus aller Welt. Die Zigarre nimmt dabei einen hohen Stellenwert ein, viele Lagerräume sind klimatisiert und werden befeuchtet, um die karibischen Tabake fachgerecht zu lagern.

Auch Pfeifentabake spielen beim Import eine große Rolle. So ist man seit einigen Jahren der Importeur von Samuel-Gawith-Tabaken und zukünftig ebenfalls von Gawith & Hoggarth. Dabei spielt allerdings noch immer die Frachtproblematik von Tabakprodukten aus UK eine Rolle. So ist es offenbar so, dass der Spediteur von oder nach Großbritannien mit allen Steuern und Zöllen in Vorleistung gehen muss. Klar, dass sich kaum jemand findet, der dazu in der Lage ist.

Zuletzt spielt allerdings der US-amerikanische Hersteller Cornell & Diehl eine gewichtigere Rolle. Man erhält die fertigen Mischungen aus den USA und verpackt sie selbst vor Ort. Die Ersparnis ist so ganz enorm. Weitere Sorten die auf den deutschen Markt eingeführt werden stehen unmittelbar vor der Markteinführung, und es werden auch gefragte Limited Editions über das Jahr verteilt erhältlich sein.

Gladora Tobacco aus der Türkei ist mit den Pesse Canoe Flakes die letzte Ergänzung des Sortiments. Man ist vom Erfolg der Flakes wirklich überrascht, wenngleich Thomas Nitsche von Anfang an anmerkte, dass er glaubt, dass die drei Produkte in Ihrer Nische im Moment vergleichsweise das absolut beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Man verkauft sie so gut, dass von den drei Regalplätzen zwei schon wieder leer sind. Aber keine Sorge, Nachschub ist auf dem Weg! Thomas Nitsche wird sich außerdem noch in diesem Frühjahr auf den Weg in die Türkei begeben. Mal schauen was er uns mitbringen wird!

Alles in allem war es ein überaus interessanter Besuch, der gezeigt hat, wie viel Arbeit in der Herstellung von so individuellen Tabaken steckt.

Thomas Nitsches Fachkenntnis ist überragend, und das Unternehmen tut gut daran ihm weiterhin den kreativen Spielraum zu geben, den man in diesem Beruf für den Erfolg braucht.

Einen großen Dank an Thomas Nitsche sowie dem gesamten Team von Kopp Tobacco in Rellingen.

 

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