Mac Baren, ein Familienunternehmen ganz nah am Kunden

Produzenten von Pfeifentabak gibt es heutzutage nicht mehr allzu viele. In Dänemark sind es noch zwei, die Mac Baren Tobacco Company und die Scandinavian Tobacco Group. Etwas genauer betrachten wollen wir heute die Firma Mac Baren, die jahrelang unter „Harald Halberg Tobaksfarikker“ firmierte.

Harald Halberg war Namensgeber und der erste Besitzer dieser Tabakfabrik im Jahr 1887. Er hatte diese Fabrik – wobei „Manufaktur“ es wohl eher trifft – nicht selbst gegründet. Nein, er hat die Fabrik ertauscht. Gegen ein Pferd und ein Fass Whisky. Der vorherige Besitzer hatte die Fabrik in einem Pokerspiel verloren. Raue Sitten und Gebräuche im Dänemark des 19. Jahrhunderts…

Für ein Pferd und ein Fass Whisky bekam Harald Halberg aber eine funktionierende Produktionsstätte für Strangtabak, der noch manuell mit der Hand gesponnen wurde. Er hatte zuvor eine Ausbildung zum Tabak-Spinner gemacht, die sage und schreibe viereinhalb Jahre dauerte. An Know-how mangelte es also nicht. Aber der Wettbewerb machte ihm sehr zu schaffen. In ganz Dänemark gab es zu diesem Zeitpunkt über 400 Tabakfabriken, vier davon allein in Svendborg, wo auch heute noch der Firmensitz ist. Zwei sind es heute noch in ganz Dänemark, 1995 waren es noch sieben.

Das Geschäft ging an Haralds Sohn Einar. Einar hatte ebenfalls einen Sohn, den er 1939 in die USA schickte, um die Tabakwirtschaft auf dem Kontinent kennen zu lernen. Auch das Pfeifengeschäft und der Einzelhandel interessierten ihn. Es erwies sich als „Glück im Unglück“, dass Jørgen, so war sein Name, in die Staaten aufbrach. Denn durch den Zweiten Weltkrieg konnte er nun nicht mehr zurück nach Dänemark. Er musste sich, zumindest vorübergehend, in Amerika einrichten. Die sechs Jahre bis Kriegsende nutzte Jørgen, um die moderne Tabakherstellung in allen Facetten kennen zu lernen. Dafür arbeitete er nicht nur in Fabriken, sondern auch auf Tabakfarmen auf dem Feld.

Als er wieder in Dänemark eintraf, war er voller Ideen und Entwürfe für neue Produkte. Er hatte den Ehrgeiz vieles anzupacken und zu verändern. Nur der Name „Halberg“ für ihre Produkte passte nicht mehr in die Zeit. Man suchte nach einem englisch klingenden Namen. Zum einen gab es einen regelrechten Andrang auf alles Englische in Dänemark zu dieser Zeit (siehe auch „Stanwell“), zum anderen wollte man einen deutsch klingenden Namen vermeiden, um bessere Marktchancen zu haben. Nach Kriegsende hatte man es mit deutschen Namen leider schwer in Dänemark.

Die Wahl fiel nach einigem Hin und Her auf „Mac Baren“. Unter diesem Label wurde der erste Tabak, nach modernem Verfahren hergestellt, vermarktet. Es war der auch heute noch bekannte Solent Mixture, der bereits 1950 auf den Markt kam. 1951 folgte Harmony, 1953 Stockton, 1954 Golden Blend, 1955 Club Blend. Erst 1958 kam die Mac Baren Mixture auf den Markt. Aber das mit Macht! Bereits drei Jahre später hatte sie schon über 25% Marktanteil in Dänemark, und die Tendenz ging weiter nach oben. Es war ganz offensichtlich die angenehme Raumnote, die „die Mixture“ so populär machte.

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Ohne die Mac Baren Scottish Mixture würde es Mac Baren wahrscheinlich heute gar nicht mehr geben. Fast die Hälfte der Produktion entfällt heute auf die Mixture-Produktfamilie. Der Tabak ist noch immer Marktführer in Dänemark und in Deutschland unter den Top drei.

Die Marke wurde so bekannt, dass man sie 1995 zum Firmennamen machte. Man nannte sich fortan „Mac Baren Tobacco Company“. Die Bekanntheit der Firma führte auch dazu, dass man 2002 anfing, Tabak für Swedish Match zu fertigen. Die bekannte Marke „Borkum Riff“ machte zwischenzeitlich die Hälfte des Produktionsvolumens bei Mac Baren aus. Es war Anfang der 2010er Jahre ein schwerer Schlag für das Unternehmen, dass Swedish Match in der Scandinavian Tobacco Group aufging und die Produktion von Mac Baren abgezogen wurde. Von heute auf Morgen brach so gut die Hälfte des Umsatzes weg.

Aber die Zeiten besserten sich für Mac Baren. Zum einen ist das Unternehmen bis heute familiengeführt und kein börsennotiertes Aktienunternehmen. Dies macht es viel unabhängiger, flexibler und resilienter. Man ist nicht darauf angewiesen, jedes Quartal Gewinn zu machen. Man kann Verluste besser verkraften und Geschäfte langfristig anlegen. Dies steht im krassen Gegensatz zum direkten dänischen Mitbewerber, der Scandinavian Tobacco Group. Mac Baren ist auch heute noch im Besitz der Familie Halberg.

Seit den frühen 2000er Jahren war man schon Produzent berühmter Imperial Tobacco- Marken wie Amphore, St. Bruno oder Three Nuns. 2015 erwarb man auch die Rechte an den Marken und war nun nicht mehr „nur“ der Produzent. Damit steig das Produktionsvolumen in bisher ungekannte Höhen.

Aber auch Personen haben bei Mac Baren maßgeblich zum Erfolg beigetragen. Personen, die der Marke ein Gesicht geben, ihr einen Stempel aufdrücken und so fast ein Synoym für die Marke werden. Die Rede ist hier von Per Georg Jensen. Der ehemalige Besitzer einer Pfeifenfabrik (nämlich Georg Jensen) sattelte Anfang der 2000er Jahre „auf Tabak um“. Sehr zunutze waren ihm dabei seine Geschäftskontakte, die er bereits seit seiner vorherigen Tätigkeit pflegte. Auch hatte er bereits bei einem großen deutschen Tabakimporteur gearbeitet, der Firma Heinemann (heute nur noch im Duty Free Geschäft tätig), und hatte so Dunhill-Tabake kennen und schätzen gelernt.  Aber nichtsdestotrotz musste er viel lernen, denn das Pfeifengeschäft ist nun mal anders als das Tabakgeschäft. Doch er fand sich schnell zu Recht und ist heutzutage als „Master Blender“ und „Tabakbotschafter“ nicht mehr aus dem Unternehmen wegzudenken.

Zuletzt hat Per einen Teil der Geschäfte bei Unitas übernommen. Das Unternehmen „Unitas“ ist seit 2018 eine 100% ige Tochter von Mac Baren und ging aus Planta hervor. Künftig wird man sich intensiver um Hausmischungen verschiedener Fachhändler kümmern. Durch den stetigen Aufbau einer eigenen, kleinen Produktion in Berlin will man deutlich flexibler als die Mitbewerber werden.

2012 kam noch der US-amerikanische Tabakhersteller „Sutliff“ ins Unternehmensportfolio. So hat man ein eigenes Standbein und einen weiteren Produktionsstandort auf dem amerikanischen Kontinent.

Über die Jahre ist man so zu einem echten „Tabakriesen“ geworden. Dies ist erstaunlich, wenn man betrachtet, dass alles einmal mit einem Pferd und einem Fass Whisky begann. Mac Baren wird auch zukünftig den Pfeifentabakmarkt mit interessanten Neuheiten bereichern. Sei es in der „HH“ Serie, in dem naturnahe Tabake besondere Beachtung erfahren – oder bei einem der mittlerweile zahlreichen Marken, wie z.B. Amphora oder Capstan.

Zum Schluss noch – und zum Nachschlagen – hier die verschiedenen Mac Baren-Tabake nach dem Jahr ihrer Markteinführung:

1950    Solent Mixture

1951    Harmony

1953    Stockton

1954    Golden Blend

1955    Club Blend

1955    Dark Twist Roll Cake

1957    Plumcake

1957    Virginia No. 1

1958    Mixture

1964    Latakia Blend

1965    Burley London Blend

1965    Navy Flake

1979    Virginia Blend

1979    Virginia Flake

1983    Black Ambrosia

1985    Golden Ambrosia

1989    Navy Mixture

1990    Roll Cake  (Former name was Royal Twist)

1991    Cherry Ambrosia

1991    Mixture Aromatic

1995    Gold of Denmark

1998    Original Choice

1999    Vanilla Cream Loose Cut

1999    Vanilla Flake

2000    Aromatic Choice

2000    Mixture Modern

2003    Uncle Louie Rum

2003    Uncle Louie Whisky

2004    Cube Silver

2005    Mixture Flake

2006    HH Vintage Syrian

2007    Cube Gold

2007    Limited Edition No. 8

2008    HH Mature Virginia

2009    HH Acadian Perique

2010    7 Seas Regular

2010    7 Seas Gold

2010    7 Seas Royal

2011    7 Seas Red

2011    HH Highland Blend 

2012    HH Old Dark Fired

2012    Mellow Choice

2012    Vanilla Toffee Cream

2012    Halberg Green, Red & Yellow

2014    HH Latakia Flake

 

 

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