Charles Rattray: „All good Mixtures are dry“. Eine kurze Geschichte der Rattray’s Pfeifentabake

Die Geschichte von Rattray’s beginnt im Jahr 1911, als der junge Charles Rattray einen gut etablierten Tabak- und Pfeifenladen im schottischen Perth übernimmt. Lang hat er davon geträumt, seine Ideen für eigene Tabakmischungen umzusetzen, denn Tabak ist für ihn kein unbeschriebenes Blatt. In den Jahren zuvor ist er bereits bei größeren Tabakherstellern tätig, von denen es zu dieser Zeit in Schottland noch einige gibt.
Mit diesem Vorwissen ist der Grundstein für seinen Plan gelegt, vor Ort, in seinem Laden, eigene Tabakmischungen zu kreieren. Das nun „House of Rattray“ genannte Geschäft erwirbt sich einen ausgezeichneten Ruf für seine eigenen Mischungen und erlangt bald einen bis nach Übersee reichenden, fast legendären Ruf.
Charles Rattray hat dabei eine etwas andere Methode und Philosophie, Tabake abzupacken, zu lagern und zu reifen. Er hält zum Beispiel nicht von luftdichten, vakuumverpackten Dosen. Zitat: “ Tobacco is a vegetable that lives and breathes: It does not improve by being imprisoned in an air-tight compartment“
Und auch zum Thema Feuchtigkeit in Tabakmischungen hat er seine eigene Meinung. Zitat: „ If moisture is added – a familiar practice – the seasoning tobaccos are denued of their delicacy. All good mixtures are dry.“
Diese Herangehensweise setzt er konsequent um, unmittelbar nachzuvollziehen an den auch heute noch neun erhältlichen, originalen Mischungen, die Weltruhm erlangen:
Rattray unterscheidet übrigens zwischen „Scottish Mixtures“, nämlich jenen die syrischen Latakia und Mahalla Dubec Orienttabake enthalten und „All Virginian Tobaccos“. Keine dieser Tabake war in irgendeiner Art und Weise zusätzlich aromatisiert.
Diese Mischungen sind auch heute noch in 100g-Hochdosen erhältlich, die zwar fest verschlossen, aber nicht unter Vakuum verpackt werden. Dies gewährleistet eine optimale Reifung des Tabaks.
Charles Rattray stirbt 1964. Sein Sohn übernimmt das Geschäft, bis er Mitte der 80er Jahre die Türen schließen muss. Er war ein rühriger Geschäftsmann, der das Sortiment mit Fremdmarken und einem Zigarrenangebot ausbaut. Sein Sohn fügte dem Portfolio noch folgende beliebte Mischungen im selben Geiste hinzu:
Die beliebteste Mischung des ursprünglichen Sortiments ist der 7th Reserve. Im Firmenprospekt wird vor allem hervorgehoben, dass dies der richtige Tabak für diejenigen ist, die den ganzen Tag über Pfeife rauchen.
Rattray’s ist nie selbst ein Pfeifenproduzent. Aber es gab eine ganze Reihe „private Label“ Pfeifen, die in englischen Manufakturen für Rattray’s produziert wurden.
Heutzutage werden Rattray’s Pfeifen unter der Ägide des Markeninhabers Kopp Pipes bei renommierten Pfeifenmanufakturen in Frankreich und Italien hergestellt.
Es ist 1980, als der Laden in Perth schließt. Zuvor werden schon die Rattray’s Tabake bei Robert McConnell gefertigt, der eine kleine aber feine Tabakfabrik in London unterhält. So bleiben vorerst auch Rattray’s-Tabake, und zwar „Made in UK“, dem internationalen Publikum zugänglich. 1989 wird McConnell schließlich von der deutschen Firma Kohlhase & Kopp übernommen und die Produktion auf britischem Boden eingestellt. Zukünftig kommen die Mischungen aus dem norddeutschen Rellingen.
Alle Mischungen und Rattray’s-Tabake, die bisher nicht aufgezählt wurden, wie zum Beispiel die „Aromatic Line“, oder „Flake Collection“, gibt es erst seit wenigen Jahren und sind Werke der Firma Kohlhase & Kopp. Sie gehen damit deutlich mehr auf die aktuellen Nachfrage vieler Pfeifenraucher an süßen, aromatisierten Tabaken ein.
Zuletzt haben sich die Rattray’s Limited Edition Tabake als besonders beliebt herausgestellt, die jedes Jahr zur entsprechenden Jahreszeit in ansehnlichen Schmuckdosen erscheinen.
Diese sind häufig sehr schnell ausverkauft und bei vielen Pfeifenrauchern sehr begehrt.
Vielen Dank an Geir Arne Håløyger für das schöne, alte Rattray’s-Booklet und die Genehmigung, es hier zu verwenden.
Und an Scott Thile, der die Fotos des alten Rattray-Laden auf pipedia.org hochgeladen und genehmigt hat, sie hier zu verwenden.

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