Bruyere-Knappheit und seine Folgen, ein aktueller Stand

Sie werden sich mit vielleicht schon gefragt haben, warum einige Serien bei den größeren Pfeifenherstellern nicht lieferbar sind. Oder warum immer wieder an der Preisschraube gedreht wird. Die Antwort ist so simpel wie kompliziert. Es liegt an dem Rohstoff Bruyère, der nicht in unendlicher Menge verfügbar ist. Und gerade jetzt macht sich das sehr ungünstig bemerkbar.

Zum einen hat sich die Corona-Pandemie natürlich auch auf die Pfeifenbranche ausgewirkt. Dadurch, dass viele Menschen zu Hause bleiben mussten, nicht in den Urlaub gefahren sind oder von zu Hause arbeiten, wird das Pfeiferauchen wieder deutlich mehr praktiziert. Wir, Tabac Benden, spüren das an den Verkaufszahlen. Auch im Bereich Zigarren. Dies führt zu einer Nachfragesteigerung in allen Bereichen. Tabakwaren, wie auch Pfeifen.

Des Weiteren gab es vor allem in Italien im letzten Jahr ein Herunterfahren der Produktion wegen des Lockdowns. Bruyère-Mühlen wie auch Pfeifenfabriken wurden einfach geschlossen. Und es dauerte einige Zeit, bis sie wieder normal arbeiteten

Allein diese Faktoren sind schon Ursache genug, um für ordentlich „Sand im Getriebe“ zu sorgen. Doch damit nicht genug. Denn wieso soll es der Pfeifenbranche anders gehen als vielen anderen. Der Mangel an Facharbeitern macht sich auch hier sehr nachteilig bemerkbar. Vor allem an Bruyère-Erntern, also denjenigen, die Bruyère-Knollen ausgraben, mangelt es stark. Bisher war dies kein besonders gut bezahltes Gewerbe, aber das ist bereits im Umbruch. Früher oder später wird sich dies an den Preisen niederschlagen.

Ein weiterer Faktor, den man im Moment ganz akut von den Lieferanten hört, dürfte einige überraschen: China. Das Land hat zunehmend eine kaufkräftige Mittelschicht, die gerne Pfeife raucht und Pfeifen kauft. Chinesische Unternehmer sind klug genug, um in eine eigene Pfeifenherstellung zu investieren. Wieso muss man die fertigen Produkte aus Europa importieren, wenn man sie auch vor Ort herstellen kann? Aber natürlich wächst der begehrte Rohstoff in der Mittelmeerregion. Und besagte chinesische Unternehmen sind, wie gesagt, sehr schlau und geschäftstüchtig. Man fliegt nach Italien, verfügt über ausreichend Bargeld, und fährt von Buryèremühle zu Bruyèremühle. Man zahlt bar, und man zahlt Höchstpreise. So ist der Bruyère-Nachschub nach China weitesgehend gesichert.

Was auf der einen Seite mehr fließt, wird auf der anderen Seite natürlich weggenommen. Zudem haben die traditionellen Pfeifenhersteller in den letzten Jahren immer wieder die Preise bei den Bruyère-Lieferanten gedrückt. Diese „wittern nun Morgenluft“ und verkaufen natürlich lieber zu einem höheren Preis nach Asien.

So müssen viele Hersteller nun das nehmen, was übrig bleibt. Einige Hersteller haben unter der Hand schon angekündigt, dass es in nächster Zeit wohl eher rustizierte und mit viel Glück sandgestrahlte Pfeifen geben wird, aber kaum glatte.

Manche Importeure stehen vor leeren Regalen und wissen kaum noch, was sie Ihren Kunden anbieten können. Natürlich gibt es auch Hersteller, die vorgesorgt haben. Zum Beispiel Vauen. Hier reichen die Holzvorräte in allen Qualitäten komfortable fünf Jahre. Auch so bei Savinelli. Hoffentlich genug Zeit, bis sich die Situation wieder entspannt hat.

So oder so ist die Rohstoffsituation ganz allgemein für die Branche gesprochen nicht günstig. Es fängt beim Draht für Pfeifenreiniger (der deutlich teurer geworden ist) an, geht weiter bei Keramikkappen für Pfeifenfilter (stark gestiegene Produktionskosten, da sehr energieaufwändig) und hört bei Bruyere auf.

Wir hoffen, mit diesem Bericht dazu beizutragen, für Verständnis bei Pfeifenrauchern zu sorgen, wenn einige Serien auch über längere Zeiträume nicht lieferbar sind. Auch mit Preisanpassungen wird man rechnen müssen. Leider ist das „heiß geliebte Thema“ wirtschaftlichen Zwängen wie in jeder anderen Branche unterworfen.

Dennoch sind wir zuversichtlich, dass es bald auch wieder zu gegenteiligen Effekten führt. Denn wir Pfeifenraucher sind wieder mehr geworden!

Vielen Dank an Bruno Nuttens und Oliver Kopp für die Fotos.

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