Der ein oder andere wird die Bekanntschaft schon mit Semois gemacht haben. Der uralten Burley-Saat, die in den Tälern der Ardennen gedeiht und durch den Boden, das Klima, den Nebel und schließlich durch seine Verfeinerung zu einer ziemlich einzigartigen Tabaksorte geworden ist.
Seit den 1850er Jahren wird dort dieser Tabak angebaut, der nachhaltig den Tabakgeschmack in Belgien und Frankreich geprägt hat. Die kräftige, erdige Note und ein Aroma, das einen rätseln lässt, ob der Tabak nicht vielleicht doch aromatisiert ist (ist er nicht!), hat seinen Einfluss über Jahrhunderte in dieser Region geltend gemacht. Es war eine eine echte Spezialität. Aber über Frankreich und Belgien hinweg war sie kaum bekannt.
Dann wurde 2013 im berühmten New York Times Magazine ein Artikel veröffentlicht, der viele Wellen schlug, vor allem in den USA: Tobacco that is so Brooklyn but made in Belgium
Schlagartig wurde diese Tabakrarität einem größeren Publikum bekannt, und amerikanische Importeure schlugen sich um die Vertriebsrechte. Als man ihn in den USA schließlich im Online-Versand kaufen konnte, wurde er deutschen Pfeifenrauchern geläufig. Viele fragten sich natürlich zurecht, wieso ein solches Tabakleckerchen, das keine 150km entfernt von Düsseldorf hergestellt wird, bei uns nicht erhältlich ist.
Nun, seit letztem Jahr (2021) hat sich dies geändert, denn wir importieren die tollen Tabaksorten von Vincent Manil exklusiv in Deutschland. Dabei haben wir in den letzten Monaten noch etwas Verstärkung bekommen.
Zum einen sind Manil Valroy Zigarren und Zigarillos aus Semois zum Sortiment dazugekommen. Zum anderen sind so genannte „Bouchons“ hinzugekommen. Bouchons? Noch nie gehört? Kein Wunder, denn diese „Pfeifenstumpen“ besetzen quasi eine Nische in der Nische.
Im Grunde genommen sind es sehr kurze, dicke, handgemachte Zigarren, die in den Pfeifenkopf gesteckt werden und zum größten Teil daraus herausragen. Oben löst man mit einem Cutter oder scharfen Messer etwas vom Deckblatt, damit der Tabak besser die Glut annimmt. Man muss den Bouchon recht fest in den Pfeifenkopf stecken, damit beim Ziehen an der Pfeife keine Nebenluft eingesogen wird. Ich musste selbst etwas damit experimentieren. Achtet man nicht auf einen undurchlässigen Sitz, baut sich jedenfalls kaum Rauch auf, und es kommt „wenig rüber“.
Doch sitzt der Bouchon so, wie es sein soll, im Pfeifenkopf, bekommt man ein wahres Geschmacksfeuerwerk auf der Zunge, das an Terroir, Pfeffer, Leder und Rauchigkeit kaum zu überbieten ist. Und ja, hier gibt es nichts zu beschwichtigen, Bouchons sind kräftig, sehr kräftig. Für mich war es eines der stärksten Tabakprodukte, die ich bisher genossen hatte. Bis zum allerletzten Rest sollte man allerdings nicht rauchen, auch wenn das in einer Pfeife sicherlich möglich wäre. Ich bezweifle auch das dies zu schaffen ist.
In den Ardennen waren Bochons übrigens einst sehr beliebt, da man sich das Stopfen der Pfeife sparen konnte. Und auch hierzulande wird man bestimmt noch den einen oder anderen „Onkel“ in Erinnerung haben, der seine Handelsgold in einer Pfeife rauchte.
Wer also Freude daran hat, neues „Altes“ zu probieren, und keine Angst vor starkem Tabak hat, sollte sich einmal etwas mitbestellen. Ein Bouchon zu rauchen, ist ein echtes Erlebnis!