Zum nahen Ende des Jahres wird die Scandinavian Tobacco Group (nachfolgend STG) in Deutschland den Vertrieb von Pfeifen einstellen. Das ist an sich keine neue Information, denn dies wurde schon Mitte 2021 bekannt. Für Pfeifenraucher wie den Fachhandel keine gute Neuigkeit, denn Stanwell Pfeifen haben „trotz allem“ noch immer einen guten Ruf, treue Käufer und echte Fans. Für uns Fachhändler machen Stanwell Pfeifen einen guten Anteil des Pfeifenumsatzes aus. Auf den man nur ungern verzichtet.
Und so dachten sich „Die Fachhändler“, dass die Marke schon von jemanden übernommen werden wird. Nachdem die Pfeifen schon seit fast zehn Jahren nicht mehr in Dänemark produziert werden, sollte es ja ein leichtes sein, den Vertrieb einer anderen Organisation zu übertragen oder gar die Markenrechte zu veräußern.
Doch nichts ist in der Zwischenzeit passiert. Es ist weder klar ob Stanwell-Pfeifen generell nicht mehr von der STG vertrieben werden – und so eventuell in Dänemark bestellt werden könnten – oder ob der Vertrieb möglicherweise einem anderen Unternehmen übertragen wird. In diesem halben Jahr zwischen Ankündigung und tatsächlicher Aufgabe des Vertriebs hat sich offenbar niemand um die Problematik gekümmert. Als Konsequenz dürfen STG-Mitarbeiter in Deutschland nun das Wehklagen der Fachhändler ertragen. Auch sie haben keine Antworten, und keinerlei Informationen. Sie müssen dieses Informationsdefizit irgendwie dem Kunden klarmachen. Und wir ziehen unseren Hut vor so viel Geduld und stoischer Ruhe der Mitarbeiter.
Zwar hatten sich zwischenzeitlich renommierte Unternehmen aus dem Bereich Pfeife um eine Übernahme bemüht, doch Gespräche wurden abgeblockt, vertagt und völlig aus der Luft gegriffene Summen in den Raum geworfen. Auch Vermutungen über bisher nicht in Erscheinung getretene amerikanische Investoren wurden geäußert.
Dies alles verlor sich aber im Nichts – und in diesem Nichts hängen wir bis jetzt. Offenbar hängt ein großer Teil damit zusammen, dass ein wichtiger dänischer „Strippenzieher“ überraschend das Unternehmen verlassen hatte. Dennoch gibt es für solche Fälle in den allermeisten Unternehmen einen „Plan B“. Notfalls muss die Geschäftsführung selbst anstehende Entscheidungen treffen.
Für die Kunden der STG hängen Umsätze an dieser Entscheidung. Wir fragen uns, ob das nicht gesehen, nicht gehört oder einfach ignoriert wird. Abgesehen davon – denn auch davon müssen wir als „Überzeugungstäter“ sprechen – steht ein gehöriges Maß an Markentradition, Pfeifenkultur und Bekanntheitsgrad der Pfeife an sich auf dem Spiel.
Denn die Alternative wäre wohl nur, dass man eine gut eingeführte Marke einfach sterben lässt. Nur was hätte die STG davon? Aus irgendwas muss man wohl den Tabak rauchen können, den der größte Pfeifentabakhersteller der Welt in Assens herstellt.
Wir können nur an das Unternehmen (übrigens eine Aktiengesellschaft) appellieren, zügig Entscheidungen zu treffen. In seinem eigenen Interesse. Denn der Unmut im Fachhandel zur Firmenpolitik der STG wächst. Es sei hier nur z.B. das Thema Stanwell-Aktivkohlefilter angerissen, die immer wieder nicht lieferbar sind. Oder immer wieder nicht lieferbare Tabak-Klassiker, die man normalerweise an jeder Lottobude erwartet. Die Zusammenarbeit wird zunehmend schwieriger.
Für den Endkunden, also Pfeifenraucher, bedeutet dies, dass er damit rechnen muss, dass es irgendwann tatsächlich keine Stanwell-Pfeifen mehr geben wird. Wir hoffen es nicht, aber die Möglichkeit besteht. Und bisher stehen die Zeichen genau auf dieses Szenario. Wir versuchen uns zwar etwas zu „wappnen“, und unsere Bestände noch aufzustocken. Doch lieber hätten wir eine gesicherte Versorgung.
Wer also mit dem Gedanken spielt, sich eine Stanwell anzuschaffen, sollte nicht allzu lange warten.
Natürlich, auch andere Mütter haben schöne Töchter. Deswegen ist aus Pfeifenrauchersicht Panik völlig unangebracht. Vor allem, wenn man gerade in jüngster Zeit so gut gemachte Manufakturware wie z.B. von Barling oder Vauen bekommt.
Dennoch, hoffen wir das Beste! Dass die STG die Marke an einen fachkundigen Ansprechpartner gibt, der im Interesse der Kundschaft der STG handelt.