Ein Leben zwischen Metall und Holz
Wolfram Benz, geboren 1975 in Pforzheim, lebt und arbeitet heute im elsässischen Wintzenbach – einem kleinen Ort, der Kennern auch als Heimat von Willi Überall alias Willi von Wintzenbach ein Begriff ist. Bevor Benz jedoch zur Welt der Pfeifen fand, prägte ihn über Jahrzehnte ein ganz anderer Werkstoff: Metall.
Als gelernter Industriemechaniker arbeitete er rund 30 Jahre lang als WIG-Schweißer und Schlosser, bevor er sich mit einer eigenen kleinen Schlosserei selbstständig machte. Der Weg zum Pfeifenbau war also weder vorgezeichnet noch geplant – und gerade deshalb so spannend.
Einstieg über Umwege: Vom Raucher zum Macher
Der erste Kontakt zur Pfeife kam über den eigenen Tabakgenuss. Die Entscheidung, von Zigaretten auf Pfeife umzusteigen, war zunächst rein praktischer Natur. Doch schnell merkte Benz: Eine Pfeife allein genügt nicht. Also kaufte er alte Pfeifen in Konvoluten, bereitete sie auf – und entdeckte dabei seine Faszination für Form, Material und Funktion.
Ein vorgebohrter Hobbyblock wurde zum Ausgangspunkt. Es folgten Holzrohlinge, erste Werkzeuge, und vor allem: stundenlanges Selbststudium. YouTube wurde zur Werkstattbibliothek. Was fehlte, fertigte er selbst. Was nicht funktionierte, wurde überdacht. Und was gelang, wurde gefeiert – mit Neugier und Bescheidenheit.

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Der Messe-Moment: Worth 2022
Etwa vier Jahre nach dem ersten Hobbyblock sammelten sich bei Benz rund 30 selbstgefertigte Pfeifen an. Und dann kam der entscheidende Impuls – von seiner Frau. Sie meldete ihn kurzerhand zur Messe in Worth an, wo er 2022 erstmals seine Werke öffentlich zeigte.
Mit einfachen Mitteln, aber großer Leidenschaft ausgestattet, präsentierte er sich – und verkaufte prompt sechs Pfeifen. Die Reaktionen reichten von freundlichem Interesse bis hin zu echtem Lob für Formgefühl und Verarbeitung. Der Messeerlös reichte für eine kleine Drehbank. Damit kamen die ersten handgeschnittenen Mundstücke ins Programm – zunächst noch aus buntem Acryl, passend zu Benz’ Vorliebe für farbige Akzente.
Handarbeit mit Haltung: Feilen statt Fräsen
Auch wenn das Werkstattinventar nach und nach erweitert wurde – in einem Punkt ist sich Wolfram Benz bis heute treu geblieben: Seine Pfeifen entstehen vollständig in Handarbeit. Ohne Drechselbank. Ohne Bandschleifer. Ohne elektrische Schleifmaschinen. Stattdessen mit Geduld, Gefühl – und viel Feilenarbeit.
Dabei steht stets das Holz im Mittelpunkt. Die Maserung bestimmt die Form. Nicht umgekehrt. Es geht nicht um klassische Shapes, sondern um organische Entwicklung – vom Material zur Pfeife.
Alte Hölzer, neue Wege
Besonderes Augenmerk legt Wolfram Benz auf das Ausgangsmaterial. Frisches Bruyère interessiert ihn wenig – er sucht gezielt nach altem Holz, gerne aus Nachlässen oder vergessenen Beständen. Derzeit verarbeitet er unter anderem Holz von R. Barbi und Design Berlin – zwei Namen, die Kennern wohl vertraut sein dürften.
Beruf und Berufung
Seit rund eineinhalb Jahren nimmt der Pfeifenbau den Großteil seiner beruflichen Tätigkeit ein – und das mit wachsender Leidenschaft. Was als Hobby begann, wurde zur Profession. Und wenn es nach Wolfram Benz geht, bleibt das auch so.
Seine Pfeifen sind geprägt von Charakter, Materialtreue und einem ungeschönten Blick auf das Handwerk. Kein Hochglanz, kein Massendruck – sondern Einzelstücke, die genau so entstehen, wie das Holz es vorgibt.
Wenn Sie mehr über Wolfram Benz und seine Arbeiten erfahren möchten, lohnt sich ein Blick auf die nächste Messe oder ein Besuch in seiner kleinen Werkstatt im Elsass – dort, wo das Pfeifenhandwerk noch echte Handarbeit ist