Wenn man an französische Pfeifen denkt, fallen einem häufig die „üblichen Verdächtigen“ ein. Butz Choquin (Fabrik leider geschlossen) und Chacom, natürlich in Saint Claude. Serienpfeifen, aus dem wahrscheinlich berühmtesten „Pfeifenort“ der Welt. Aber kennen Sie Freehand-Pfeifenmacher? In diesem Bereich ist es in Frankreich eher ruhig. Mit einer mittlerweile international sehr wahrgenommenen Ausnahme: Bruno Nuttens!
Dabei muss man erwähnen, dass Bruno eigentlich Belgier ist, aber er lebt und arbeitet schon seit einigen Jahren in Frankreich. Angefangen hat es mit dem Thema Pfeife bei ihm so richtig, als er 2012 ein riesiges Konvolut alter, gerauchter Pfeifen aufgekauft hat. Diese mussten natürlich aufgearbeitet werden. So schaffte er sich nach und nach Ausrüstung und Maschinen an. Einen Teil der Pfeifen behielt er, einen anderen verkaufte er über bekannte Internet-Portale.
Durch einen Besuch in St. Claude lernte er Pierre Morel kennen, ebenfalls Pfeifenmacher der alten Schule. Bei ihm konnte er eine Woche arbeiten, um die Prozesse der Pfeifenfertigung kennenzulernen. Nun war es um ihn geschehen, er war Feuer und Flamme für das Thema. Seit 2013 ist Bruno nun im ständigen Austausch mit Pierre Morel. Er vermittelte ihm auch zahlreiche, oft geradezu antike Maschinen für die Pfeifenherstellung, die man in St. Claude häufig in alten Werkstätten und Fabrikgebäuden finden kann. 2016 war es soweit, er konnte seine eigenen, komplett selbst gefertigten Pfeifen herstellen.
Einen weiteren Meilenstein in seiner Entwicklung stellte ein einwöchiges Praktikum bei Tom Eltang in Dänemark dar. Es war für Ihn sehr lehrreich, eine komplett andere Pfeifentradition kennenzulernen, und damit auch andere Fertigungstechniken. Als wichtigste Erkenntnis nahm er mit, dass man nie ausgelernt hat und immer das Bestreben haben muss, sich zu verbessern. Dazu ist auch eine eigene Handschrift erforderlich.
Bruno Nuttens ist nun seit einigen Jahren selbstständiger Pfeifenmacher. Seit zwei Jahren sogar in Vollzeit. Denn er ist mittlerweile ein echter Begriff in der Welt der Pfeifenraucher geworden. Vor allem dank Social Media. Wer seine Pfeifen sieht, bemerkt Thematische Anleihen an Paolo Becker. Vor allem die dünnen „Bleistiftholme“ haben es ihm angetan.
Seinen Kunden präsentiert Bruno drei verschiedene Pfeifenlinien, die zum Teil unterschiedlich hergestellt werden:
- Hand Made Pipes: Komplett und frei von der Hand geformte Pfeifen mit Hand Cut Mundstück. Gerne auch ausgefallenere Formen.
- Heritage Serie: Pfeifen aus 30-60 Jahre alten, vorgedrehten Köpfen, die in einem alten Lagerhaus in St. Claude entdeckt wurden. Er kaufte alle auf. Sehr klassische Formen. For allem seine langen Billards, die „Bings“ sind hier seine Spezialität.
- Vintage Serie: Ebenfalls Pfeifen aus alten, vorgedrehten Köpfen. Besonders gute Holzqualität, vor allem kleine Prince oder Poker mit uralten, aufwändig gefertigten Silberapplikationen.
Wie schon erwähnt, baut er sehr elegante „Bings“, die ihm förmlich aus den Händen gerissen werden. Als Mundstückmaterial kommt eigentlich alles in Frage, was seine Berechtigung hat. Acryl, Ebonit, Cumberlandarten, sogar Horn findet Verwendung. Zwar haben ein Großteil seiner Pfeifen aufgrund des favorisierten Stils keine Filterbohrung, doch fertigt er auch immer wieder 9mm-Pfeifen. Er hat sogar die 6mm-Bohrung so perfektioniert, das auch die 6mm Gizeh- Aktivkohlefilter hineinpassen. Und das ohne Nacharbeit!
Eines haben all seine Pfeifen gemeinsam, und dies steht für die Quintessenz der französischen Pfeifenkultur: Bei allen Pfeifen steht der einwandfreie Tabakgenuß im Vordergrund. Funktion VOR Design. Es sind perfektionierte Werkzeuge genau zu diesem Zwecke. Natürlich entscheidet auch die Ästhetik, aber erst in zweiter Linie. Außerdem sind seine Pfeifen erschwinglich. Eine Freehand kostet selbst in bester Maserung keine 500€, die Heritage und Vintage-Pipes selten über 160€. Damit ist Bruno Nuttens erfrischend „auf dem Boden geblieben“.
Bruno Nuttens selbst ist übrigens leidenschaftlicher Virginia-Genießer. Er raucht überwiegend Straight Virginias, aber auch Virginia-Perique-Blends. Gerne als Flake oder Curly. Seltener Tabake mit Latakia, und gar keine aromatisierten Sorten.
An Pfeifen bevorzugt er ganz klar klassische Pfeifen, überwiegend gerade und nicht größer als Dunhill Größe 2-3.
Wir freuen uns, nun auch die wunderbar klassischen Pfeifen von Bruno Nuttens anbieten zu können, und wünschen Ihnen viel Spaß beim Entdecken des Sortiments!