Das Format eines Interviews hatten wir in dieser Form hier noch nicht. Deswegen kurz zur Erklärung: Das Gespräch fand am 20.10.20 in der Werkstatt von Christian Oehme in Reinbek statt. Es wurde geführt von Christian Probst (Cigarworld), der Treibstoff war Kaffee aus der Kanne, sowie Latakia in der Pfeife.
Wir teilen das Interview in zwei Teile, weil es sonst einfach zu umfangreich wird. Der 1. Teil wurde am 23.10.20 veröffentlicht.
Der zweite Teil
Cigarworld: Sehr geehrter Herr Oehme, könnten Sie mir einmal einen neuen Filter einsetzen?.“ Gibt es solche Anfragen auch?“
Christian Oehme: (Lacht) „Ja, genau. Manchmal bekomme ich auch Pfeifen, wo noch immer der erste Filter drin steckt! Aber auf der anderen Seite bekommt man dann wieder Pfeifen zugeschickt, wo man sich fragt was überhaupt gemacht werden soll. Äußerlich vollkommen in Ordnung. Da hat man dann das Gefühl, die Leute würden die Pfeifen nochmal ordentlich säubern, bevor sie die Pfeife hier herschicken. Das sind dann die Aufträge, wo ich mich frage was der Kunde erwartet, wenn er die Pfeifen wiederkriegt. Da wird man dann unsicher. Die durchlaufen einen normalen Reinigungsprozess. Räumen, sauber machen, polieren. Das sind dann ausnahmsweise die Pfeifen, mit denen man auch schneller fertig wird. Es gibt aber durchaus auch Pfeifen wo ich eigentlich einen Aufschlag berechnen müsste, weil sie so dreckig sind“.
Cigarworld: „Bemerkst du, dass Pfeifenraucher Handmades oder Freehands besser behandeln, oder wird da kein Unterschied gemacht?“.
Christian Oehme: „Nein, die meisten machen da keinen Unterschied. Mir bricht da immer wieder das Herz, wenn ich da eine Handmade eines berühmten dänischen Pfeifenmachers bekomme, und man denkt, mein lieber Scholli, die war mal richtig teuer und wurde kaum gepflegt. Aber die bekomme ich dann auch wieder hin.
Cigarworld: „Wenn ein Endkunde oder Fachhändler dir eine Pfeife zum Aufarbeiten schickt, welche Infos und Hinweise wünschst du dir?
Christian Oehme: „Für uns ist es total wichtig, dass ein Formular oder ein Zettel bei der Pfeife beiliegt. Viele schreiben eine Email, oder rufen an. Aber so kommt man durcheinander, oder es geht viel Zeit dafür drauf, die Infos wieder zusammen zu bringen. Ein Zettel mit Anschrift, Email-Adresse, Telefonnummer. Das brauchen wir unbedingt. Da hilft mir meine Frau- und ohne Sie wäre ich da echt aufgeschmissen. Sie kümmert sich auch um den Versand, die Logistik und die Abwicklung. Die Zahlungsmoral der Kunden ist übrigens sehr gut!“.
Cigarworld: „Bekommst du mehr Einsendungen von Privatleuten oder aus dem Fachhandel?“.
Christian Oehme: „Ich würde vermuten, der Anteil liegt in etwas bei 80% Privat und 20% Fachhandel. Also im Bereich Fachhandel ist durchaus noch Potenzial“.
Cigarworld: „Du bist ja von Hause aus Tischler, hast das Handwerk gelernt. Hast du denn auch schon Pfeifen gebaut?“
Christian Oehme: (holt halbfertige Pfeifen) „Ja, ich habe das mal probiert, aber mir fehlt da echt die künstlerische Ader, wenn ich ganz viel Zeit habe probiere ich das nochmal. Ich bin da eher Handwerker. Auch dieses Oberflächen- Gedöns…es muss nicht jeder Pfeifenbauer werden„ (lacht).
Cigarworld: „Wie lange hast du bei dem Spezialbetrieb für die Pfeifenreparatur gelernt?“
Christian Oehme: „Ungefähr zwei Jahre. Aber ich beschäftige mich nur mit dem Bereich Pfeife. Feuerzeuge ist da nochmal ein ganz anderes Thema, das ist echt hochspeziell. Was man da an Ersatzteile und Material bereithalten muss, das ist irre! Ganze Wandschränke voll mit einzelnen Fächern und Schubladen mit Schräubchen, Ventilchen, Dichtungen. Auch das Fachwissen was dafür benötigt wird, unglaublich“.
Cigarworld: „Hauptberuflich bist du ja im Rettungsdienst tätig, wie verträgt sich das mit deiner Tätigkeit hier?“.
Christian Oehme: „Zeit ist natürlich ein Problem, aber die Pfeifenreparatur ist für mich auch Ausgleich. Man kann sich zurückziehen, man kann für sich wurschteln. Aber teilweise macht es natürlich auch ein bisschen Druck, wenn größere Posten reinkommen“.
Cigarworld: „Kommen wir zu einer Frage die viele interessieren dürfte. Du bist ja selbst Pfeifenraucher, was rauchst du selbst gerne?“
Christian Oehme: „Ja, ich rauche zwar wenig, aber wenn, dann muss es was mit Latakia sein. Early Morning Pipe mag ich sehr gern. Ich habe mir von Kohlhase auf einem Event mal einen Beutel Latakia pur geben lassen. Wenn man daran riecht- das ist so geil! Germain’s Special Latakia Flake ist so der Standard auf den ich gerne immer wieder zurückkomme, der muss sein“.
Cigarworld: „Und was für Pfeifenshapes magst du am liebsten?“.
Christian Oehme: „Am liebsten Hörnchen! Am Anfang hat man natürlich alles gekauft, was einem annähernd irgendwie gefallen hat, aber mittlerweile kaufe ich eigentlich nur noch Pfeifen von Machern, die ich kenne. Und natürlich die Stanwell 145, da habe ich mittlerweile eine schöne Sammlung 145er, wenn ich da was sehe, werde ich schnell schwach. Da hatte ich neulich einen Kunden, der schickte eine 145 zum aufarbeiten. Und eigentlich macht man es ja nicht, aber ich fragte den Kunden ob er die Pfeife nicht in Zahlung geben möchte. Nach langem Hin und Her hat er sie dann hergegeben (lacht)“.
Cigarworld: „Gibt es Macher die du besonders schätzt?“.
Christian Oehme: „Ja, das ist für mich im Moment ganz klar CO Pipes. Was die Jungs abliefern, ist für mich ganz großes Tennis, und „State of the Art„. Besser gehts eigentlich nicht. Und Bibi Bischoff“.
Cigarworld: „Gibt es Pfeifenshapes die du als besonders robust erachtest, oder weniger robust?“.
Christian Oehme: „Ja, Hörnchen und Dublins sind da auf jeden Fall eher gefährdet durchzubrennen. Grundsätzlich Pfeifen mit unterschiedlicher Wandstärke sind eher nichts für Draußenraucher oder Autofahrer (holt ein Muster einer durchgebrannten Pfeife). Und hier sieht man auch was passiert, wenn man die Pfeife mit Jetflame- Feuerzeugen anzündet. Selbst neue Pfeifen brennen bei diesen Bunsenbrennern ganz schnell durch. Das Frage ich immer erst ab; „Was für ein Feuerzeug benutzen Sie“ Also wenn du mir ganz viele Kunden beschaffen willst, musst du das Feuern mit Jetflame- Feuerzeugen propagieren (lacht). Auch das Rauchen bis zum letzten Krümel ist nicht grade förderlich“.
Cigarworld: „Was hältst du von diesen „Salz- Alkohol- Methoden“ und anderen Varianten?“.
Christian Oehme: „Salz- Alkohol: Halte ich gar nichts von! Ich habe selbst alle Möglichen Methoden ausprobiert. Salz- Alkohol, Backofen, „Pipe- Retort“- mit dem verdampften von Alkohol- finde ich aus Sicherheitsaspekten hochgefährlich, am besten mit Feuerlöscher neben der Pfeife! Also bitte um Gottes willen diese Sachen sein lassen. Habe ich alles versucht. Bei Salz- Alkohol wird alles versaut, und man hat das Gefühl, das Kondensat noch tiefer eindringt. Bei dem erhitzen im Backofen passen dann nachher die Mundstücke nicht mehr, oder Applikationen lösen sich. Da ist die Ozonkammer einfach die beste, effektivste und sicherste Methode um üble Gerüche und Geschmäcker aus der Pfeife zu bekommen.“
Cigarworld: Vielen dank für den interessanten Einblick in deine Werkstatt!