Zu Besuch bei einer Pfeifenlegende: Former

Diesen Mittwoch, 11.12. 2024, hatte ich die einmalige Gelegenheit, zusammen mit Holmer Knudsen, seinen Pfeifenmacher-Kollegen und lebende Legende Hans Jonny Nielsen, genannt „Former“, in dessen Werkstatt in Dänemark zu besuchen.

Holmer wohnt nicht weit entfernt von mir, ebenfalls im Herzogtum Lauenburg, östlich von Hamburg. So konnte er mich auf dem Weg zur Autobahn „einsammeln“. Der Weg führte über die A1 Richtung Norden, über Fehmarn und die Fähre nach Rødby, dann nach Naestved.

Holmer ist in ständigem Kontakt mit Former, denn es sind nur 3 Stunden Reisezeit zwischen den beiden Pfeifenmachern, und auch ein gestandener Pfeifenbauer wie Holmer Knudsen kann noch einiges von Former mit mehr als 60 Jahren Pfeifenbau-Erfahrung  lernen.

Mein Ziel war es, mit der einen oder anderen Former-Pfeife für unseren Shop wieder nach Hause zu fahren, ein Ziel das sich schwer mit der Realität vereinbaren ließ, wie sich zeigen sollte, denn alle Pfeifen, die bei Former in der Werkstatt lagen, waren schon verkauft. So hieß es, sich hinten anzustellen und zumindest eine Bestellung dazulassen.

Wer mit dem Namen „Former“ bisher nicht anfangen kann, dem muss man entgegenhalten, dass es mit Sicherheit keinen anderen lebenden Pfeifenmacher gibt, der einen nachhaltigeren Einfluss auf den Pfeifenbau hatte als Former, insofern eine echte Bildungslücke für Pfeifenraucher!

Daher hier die ausführliche Übersetzung des Pipedia-Artikels, damit man die Bildungslücke schließen kann:

Die Pfeifen (und ihr Schöpfer) tragen den Namen „Former“. „Former“ ist der Spitzname, den Hans Jonny Nielsen als Kind erhielt, da er dem Schauspieler George Formby ähnelte. Im Laufe der Zeit wurde der Name zu „Former“, und seitdem ist dies sein Spitzname geblieben.

Former verfügt über 60 Jahren Erfahrung in der Pfeifenherstellung. Im Alter von 15 Jahren begann er seine erste Anstellung in Poul Rasmussens Pfeifengeschäft in Kopenhagen. Dort arbeitete er zwei Jahre lang an der Reparatur von Pfeifen. Der Verdienst war gering, doch die Ausbildung war wertvoll: Durch die Reparatur lernte er die Funktionsweise von Pfeifen im Detail kennen. Er erlangte ein umfassendes Wissen über die verschiedenen Marken und deren Eigenheiten, sodass er bald nahezu jedes Problem, das einer Pfeife widerfahren kann, beheben konnte.

Nach zwei Jahren bei Poul Rasmussen suchte Former neue Herausforderungen. Der Pfeifenmacher Sven Knudsen, Bruder von Teddy Knudsen, hatte seine Stelle als Pfeifenmacher bei W.Ø. Larsen aufgegeben, um eine eigene Pfeifenfabrik zu gründen. Former begann, dort in Teilzeit zu arbeiten, während er parallel eine Stelle als Maschinist innehatte.

Nach 16 Monaten Wehrdienst war Former erneut auf Arbeitssuche. Es gab eine offene Stelle bei W.Ø. Larsen, und Poul Rasmussen stellte ihn Sven Bang vor, dem damaligen Fabrikleiter bei Larsen (später Gründer der Marke S. Bang). Im Jahr 1962, im Alter von 21 Jahren, wurde Former bei W.Ø. Larsen eingestellt. Er war nun ein professioneller Pfeifenmacher, doch seine Ausbildung setzte sich in den ersten Jahren bei Larsen in hohem Tempo fort.

Former blieb in Kontakt mit seinem Freund Sven Knudsen, der ihm bei Bedarf mit Rat zur Seite stand. Knudsen, der damals auch für das Sandstrahlen bei W.Ø. Larsen zuständig war, kannte die Modelle auswendig und zeigte Former, wie man Pfeifen exakt nach Katalogvorlage anfertigte. Diese Arbeit erweiterte seine Fähigkeiten erheblich.

Former arbeitete zehn Jahre lang für W.Ø. Larsen. Dort stieg er zum Vorarbeiter auf und war verantwortlich für die Qualitätskontrolle, die Ausbildung neuer Schnitzer sowie die Herstellung und das Grading der Pfeifen. Die Fabrik beschäftigte 19 Schnitzer, darunter namhafte Persönlichkeiten wie Teddy Knudsen und Tonni Nielsen.

In dieser Zeit baute Former eine eigene Werkstatt in seinem Zuhause auf, um in seiner Freizeit neue Formen zu entwickeln und zu experimentieren.

Die Pfeifenmacher Emil und Jess Chonowitsch waren zu dieser Zeit mit Bestellungen aus Japan überfordert. Da sie diese nicht bewältigen konnten, wandte sich Emil Chonowitsch an Former. Die Nachfrage nach hochwertigen dänischen Pfeifen war enorm, und Former erklärte sich bereit, 15 Pfeifen pro Monat in seiner Heimwerkstatt zu fertigen. Diese wurden sehr gut aufgenommen. Die Nachfrage aus Japan wuchs weiter, sodass Former W.Ø. Larsen verließ, um Pfeifen unter seinem eigenen Namen herzustellen.

Bald wurden auch deutsche Pfeifengeschäfte auf seine Arbeiten aufmerksam, und die Nachfrage aus Deutschland stieg rapide an. Innerhalb von drei Jahren war Former voll ausgelastet und konnte keine weiteren Aufträge annehmen.

1986 ergab sich eine spannende Möglichkeit: Former wurde gebeten, die alte Bru-Bu-Fabrik in der Schweiz zu modernisieren und eine neue hochwertige Pfeife mit dem Namen „Bentley“ zu entwickeln. Er nahm das Angebot an und verbrachte die nächsten zehn Jahre in der Schweiz. Dort lernte er auch seine Frau Daniela kennen. 1997 beschlossen sie, die Maschinen der Fabrik zu kaufen und nach Lauenburg/Elbe zu ziehen, wo die Bentley-Produktion bei Dan Pipe fortgesetzt wurde. Doch Daniela bekam Heimweh, und so kehrten sie nach Dänemark zurück. Dan Tobacco (DTM) produziert weiterhin Formers Tabakmischungen.

Formers Pfeifen sind Unikate mit viel Persönlichkeit. Jede Pfeife wird liebevoll von Hand geformt, präzise gebohrt und für die bestmögliche Raucherfahrung optimiert. Das verwendete Bruyèreholz ist handverlesen und gut gereift, es zählt zu den besten Qualitäten. Former arbeitet mit verschiedenen dekorativen Materialien wie Silber, Holz und Horn.

Für die Mundstücke verwendet er manchmal Acryl, manchmal aber auch hochwertiges deutsches Ebonit, je nachdem, was am besten zur jeweiligen Pfeife passt. Die Ergebnisse sind stets subtil, geschmackvoll und harmonisch im Design.

Formers über vier Jahrzehnte Erfahrung spiegeln sich in der Qualität jeder Pfeife wider. Innovatives Design, außergewöhnliche Verarbeitung und sorgfältige Konstruktion garantieren ein einzigartiges Raucherlebnis. Former ist stolz auf seine Arbeit – zu Recht, denn jede Pfeife ist ein Ausdruck seines Könnens.

Alle Pfeifen von Former tragen die Stempel „FORMER“ und „MADE IN DENMARK“. Es gibt zwei Kategorien: „HANDMADE“ und „FREEHAND“, die jeweils entsprechend gekennzeichnet sind.

Der Kurztrip nach Dänemark hat sich gelohnt, denn zum einen konnte mir Former tatsächlich in nicht allzu ferner Zukunft neue Pfeifen zusagen, und zum anderen konnten wir Ideen und Projekte besprechen, die wahrscheinlich erst zu einem späteren Zeitpunkt erwähnt werden können.

Former raucht sehr gerne Virginia-Flakes, und mein Gastgeschenk, eine Dose Whitstable, eine Dose Viking Bay und Bloemfontein, kam sehr gut an. Der Viking Bay wurde sofort aufgemacht und umgehend probiert und für gut befunden. Former hat während der Arbeit ausgiebig Möglichkeit Pfeife zu rauchen, von der er reichlich Gebrauch macht.

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