11. März 2013 –
Christoph Puszkar von der 5th Avenue Products hat es sich nicht nehmen lassen seine Eindrücke vom diesjährigen Festival del Habano zu schildern. Diese wollen wir Ihnen nicht vorenthalten:
Mehr als 1.500 Cigarrenliebhaber aus 70 Ländern zog es auch in diesem Jahr in der letzten Februarwoche wieder nach Havanna. Ziel ihrer Reise war einmal mehr das Festival del Habano, das nun bereits in seiner fünfzehnten Auflage von Habanos S.A. veranstaltet wurde.
Traditioneller Auftakt für den Beginn des Festival del Habano ist die offizielle Pressekonferenz von Habanos. Ana Lopez, die Marketingdirektorin von Habanos, informierte darin über die geplanten Aktivitäten der Festivalwoche.
Die Umsätze mit den Habanos haben im Jahr 2012 weltweit um 6 Prozent auf 416 Mio. USD zugelegt. Während besonders die südeuropäischen Länder unter der aktuellen Krise leiden, legen die Märkte in Asien, im Mittleren Osten und Russland weiter zu. China liegt weiterhin an dritter Stelle der größten Habanos-Märkte. Seit dem Jahr 2008 konnten die asiatischen Märkte ihre Absätze verdoppeln. Angeführt wird die Rangfolge trotz der Absatzrückgänge von Spanien. Frankreich weist ebenfalls Zuwächse auf. An vierter Stelle lag Deutschland mit einer positiven Entwicklung in 2012.
Im Laufe der Pressekonferenz wurden auch interessante Zahlen zum Inlandsmarkt in Cuba genannt. In der Landwirtschaft arbeiten gegenwärtig rund 150.000 Beschäftigte im Tabak, mit den Arbeitern in den Fabriken steigt diese Zahl auf 250.000 Personen. Überraschend war für mich auch die enorme Anzahl der in Cuba konsumierten Cigarren mit 200 Mio. Stück. Ana Lopez verriet, dass für 2013 die Auflage einer Edicion Regional für Cuba geplant ist, eine Robusto der Marke Rey del Mundo. Über den Marktstart dieses Produktes wurde aber noch nichts bekannt.
Erstmalig wurden auf der Pressekonferenz bereits die Nominierungen für den Hombre del Habano bekanntgegeben. In der Kategorie Business war Ercan Hazar, vom Cigarstore Hazar aus Wien nominiert. Darüber wir uns natürlich sehr gefreut, zählt doch Österreich seit Mai 2012 auch zum Vertriebsgebiet von 5THAvenue.
Am Dienstagabend startete das Festival dann für alle Teilnehmer mit dem Willkommens-Event, das in diesem Jahr auf der alten Hafenfestung „El Morro“ stattfand. Geboten wurde dort ein vielfältiges Programm mit exzellenter musikalischer Begleitung. Exakt um 21 Uhr wurde dann die Zeremonie des berühmten „Cañonazo de las nueve“, der Kanonenschuss um neun Uhr, in historischen Kostümen zelebriert. In früheren Zeiten wurde die Hafeneinfahrt von Havanna genau um diese Zeit verschlossen und dieser Zeitpunkt mit einem Kanonenschuss markiert. Bis heute hält man an dieser Tradition fest und der Schuss ist in der Altstadt von Havanna gut zu hören. Auch das Wetter passte perfekt und die rund 1.200 Festivalteilnehmer genossen einen fantastischen Abend in historischem Ambiente. Hier konnte erstmalig die neue Montecristo Double Edmundo probiert werden. Diese Cigarre hat das Format Doble mit einer Länge von 155 mm und einem zeitgemäß üppigen Ringmaß von 50 (19,84 mm). Es wird das dritte und größte Format der Edmundo-Linie sein. Das große Format richtet sich an den Cigarrenliebhaber mit ausreichend Zeit für den Genuss. Sie soll in einigen Monaten in Halbnaturkisten à 10 und 25 Stück sowie in Taschenpackungen à 3 Stück in den Handel kommen. Letztere werden aber leider nicht in Tubos stecken. Erstmalig finden wir auf dieser Cigarre einen neuen Cigarrenring, der deutlich höherwertiger ist und der weltberühmten Habanosmarke viel besser entspricht. Die Lilie und weitere Verzierungen des Rings sind jetzt in einem edel wirkenden Rotgold ausgeführt und deutlich geprägt. Es ist geplant, diesen Ring nach und nach für alle Cigarren der Marke einzuführen. Neu gestaltet wurden auch die Kisten, die nun über eine Abdeckung der Cigarren im Inneren verfügen (den so genannten „bofeton“). Auch außen werden nun, ähnlich wie bei der Partagás Serie E No.2 Verzierungen im Design der Marke angebracht, die ein schnelleres Erkennen im Geschäft ermöglichen sollen. Unsere Cigarrenmuster waren noch recht frisch und erlaubten noch keine seriöse Beurteilung. Die Mischung erscheint mir ähnlich wie das der Edmundo, also leichter als das der klassischen Montecristos.
Jeder Teilnehmer erhielt außerdem eine Montecristo Petit No.2. Dabei handelt es sich um eine Figurado, sozusagen die kleine Schwester der Montecristo No.2. Ihre Länge beträgt 120 mm bei einem Ringmaß von 52 (20,64 mm). Auch sie wird in Kisten à 10 und 25 Stück angeboten, sowie in 3er Packungen (ohne Tubo). Die Kisten sind klassisch vollständig habilitiert, also mit Papier beklebt. Auch hier wurde bereits der neue Ring verwendet. Die Mischung soll der klassischen Linie entsprechen, die aus Tabaken bestimmter Plantagen der Vuelta Abajo komponiert wurde.
Der zweite Tag des Festivals stand ganz im Zeichen des Tabaks. Die Teilnehmer erlebten einen informativen und angenehmen Ausflug nach Pinar del Rio. Der Tabak stand überwiegend noch prächtig auf den Feldern, die Tabakschuppen waren allerdings noch kaum gefüllt. Gezeigt wurde die klassische und die moderne Trocknungsmethode, auch eine Escogida wurde präsentiert und ihre Funktion erklärt. Hier werden die Blätter nach der Ernte sortiert und fermentiert.
Den Donnerstag haben wir weitgehend auf der internationalen Habanos-Messe verbracht. Vizepräsident Jorge Luis Maique lieferte in seinem Eröffnungsvortrag noch einige Zahlen vom vergangenen Geschäftsjahr nach. Wie bereits auf der Pressekonferenz berichtet, stieg der Umsatz mit Habanos weltweit um 6% auf 416 Mio. USD. Die Exporte von Habanos an die Exklusivimporteure legten dabei um 3% in Menge und 2% im Wert zu. Westeuropa bleibt mit 54% mengenmäßig noch immer der größte Markt. Absatzrückgänge in Südeuropa (zum Beispiel Spanien mit -8%) konnten dabei durch Zuwächse in Deutschland und der Schweiz kompensiert werden. Nach Westeuropa folgen der Mittlere Osten/Afrika mit 14%, Asien und Pazifik mit 13%, Lateinamerika mit ebenfalls 13%, Osteuropa mit 4% und Kanada mit 2%. Die meistverkauften Marken sind Romeo y Julieta vor Montecristo, J.L.Piedra, Cohiba und Partagás. Zusammen machen diese Marke 75% des Absatzes aus. Im Wert führen Cohiba, Montecristo und Romeo y Julieta. Bei den Formaten waren die Robustos und Marevas/Petit Coronas am stärksten gefragt.
Doch genug der Zahlen. Interessantes gab es auch an den Ständen der Aussteller zu entdecken. Dazu gehörte für mich nicht zuletzt das druckfrische Buch des Kanadiers Amir Saarony über die Geschichte der Marke Partagás. Das umfangreiche Werk zeigt eine Fülle von historischem Material und ist exzellent aufgemacht. Es liegt zunächst in einer englisch/spanischen Version vor, aber wir haben vereinbart, dieses lesens- und sehenswerte Buch auch in einer deutsch/französischen Version aufzulegen.
Alle Habanos-Neuheiten für dieses Jahr konnten wir bereits am Stand von Habanos S.A. bewundern. Dazu gehörten unter anderem die drei Formate der diesjährigen Edición Limitada – eine Romeo y Julieta Romeo de Luxe (Länge 162 mm, Ringmaß 52), eine Hoyo de Monterrey Grand Epicure (Länge 130 mm, Ringmaß 55) und eine Punch Serie d’Oro im Figurado-Format (Länge 140 mm, Ringmaß 52).
Außerdem die Produkte, die exklusiv zum Verkauf in den La Casas del Habano bestimmt sind: die Bolívar Libertador (Länge 164 mm, Ringmaß 54), H.Upmann Connoisseur A (Länge 140 mm, Ringmaß 52) und die Partagás Serie E No.1 (Länge 170 mm, Ringmaß 54) der Colección Habanos 2013.
Am Abend stand die „Noche Vegueros“ auf dem Programm. „Veguero“ ist das spanische Wort für den Tabakbauern. Ohne ihn gäbe es keinen Tabak für Cigarren. Seine Arbeit ist hart und mühsam. Jede einzelne der oft über einhunderttausend Pflanzen auf einer Plantage muss von ihm mehr als 150 Mal während einer Vegetationsperiode überprüft und gepflegt werden. Diesen wichtigen Arbeitern, die seit Generationen den Tabak in Pinar del Rio kultivieren, ist die Marke Vegueros gewidmet. Sie ist zwar schon seit 1996 auf dem Markt, stand allerdings aus verschiedenen Gründen bisher eher am Rande des 27 Marken umfassenden Habanos-Portfolios. Einerseits war die Aufmachung der Marke etwas altbacken und andererseits bestand sie vor allem aus schlanken Formaten, die damals allerdings bereits schon außer Mode gerieten. Nun also ein Neuanfang mit neuen Formaten, neuer Gestaltung und in innovativen Verpackungen. Sie besteht aus drei kleinen, aber kompakten Formaten Mañanitas (Länge 100 mm, Ringmaß 46), Entretiempos (110 mm, Ringmaß 52) und Tapados (Länge 120 mm, Ringmaß 46). Das erste dieser Formate ist eine kleine Figurado. Angeboten werden sie in Kartonpackungen à 5 Stück und in Metalldosen mit 16 Stück Inhalt. Die Präsentation wirkt sehr frisch und modern.
Neu ist auch die Mischung der Cigarren, die etwas leichter als die der ursprünglichen Formate gehalten sind. Habanos stuft sie als mittelkräftig bis stark ein. Gefertigt werden sie nach der klassischen Methode „totalmente a mano“, also vollständig von Hand. Über die Preise wurde noch nichts bekannt, doch sie dürften sich von der Positionierung der Marke her eher im unteren bis mittleren Segment bewegen. Gefertigt werden die Cigarren in der Manufaktur Francisco Donatién in Pinar del Rio. Die auf der Veranstaltung verteilten Rauchmuster waren noch frisch, zeigten sich geschmacklich aber dennoch schon recht zugänglich. Sonst verlief der Abend in sehr entspannter Atmosphäre, bei gutem Essen und ausgewogenem musikalischem Programm. Als kleines Bonbon erhielt jeder Teilnehmer noch eine Hoyo de Monterrey Grand Epicure der bereits erwähnten diesjährigen Edición Limitada.
„Tertulia“ nennt man im Spanischen ein Kaffeekränzchen. Doch mit diesem biedermännischen Begriff wäre nur unzureichend bezeichnet, was im Hotel Florída zu Ehren von Heinrich Villiger stattfand. Außer dem Ehrengast lädt man dazu verschiedene Gäste ein, die die Person gut kennen und spontan erzählen, welche Erlebnisse sie mit ihr verbinden oder welche Rolle sie in ihrem Leben gespielt hat. Die Direktorin des Tabakmuseums, Zoe Nocedo, veranstaltet jeweils eine dieser Tertulias während des Festivals zu Ehren einer Person, die in ihrem Leben viel für die Habanos geleistet hat. Heinrich Villiger hat Cuba seit dem Jahr 1951 viele hundert Mal bereist. Er war der erste Cigarrenfabrikant, der nach der Revolution in Cuba große Tabakmengen für seine Produktion einkaufte und Gründer des ersten Joint-Venture-Unternehmens für den Exklusivimport von Habanos weltweit, der 5THAvenue. Etwas später kam dazu auch noch die Intertabak AG für den Habanos-Vertrieb in der Schweiz. Heinrich Villiger war deshalb die ideale Person für diese spezielle Form der Ehrung. Anwesend waren viele Inhaber von Las Casas del Habano und Fachgeschäften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, Mitarbeiter von Tabacuba, 5THAvenue und der Intertabak AG. Daneben aber auch Künstler aus Cuba und Mitarbeiter des Tabakmuseums sowie einige internationale Gäste. Alle sprachen über Heinrich Villiger, der seinerseits ebenfalls über seine Erfahrungen und Erlebnisse mit Cuba sprach. Die Elogen nahm er mit der für ihn typischen Bescheidenheit auf und meinte dann, jetzt sei doch nun genug über ihn gesprochen worden und es gäbe doch schließlich wichtigeres. Ein kleiner Umtrunk beschloss dann also diese sehr typisch lateinamerikanische Form der Veranstaltung, auf der übrigens kein Kaffee, sondern Rum gereicht wurde.
Am Abend liefen wir dann durch strömenden Regen über rutschige Straßen durch die halbe Altstadt von Havanna. Unser Ziel war die Casa Gaia, ein mir bis dato völlig unbekannter Ort in der Nähe der Plaza Vieja. Traditionell laden 5THAvenue und Intertabak die Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, sowie Gäste aus der Tabakindustrie und von Habanos S.A. während des Festivals zu dieser „Cena Cubana“ ein. Eng zusammengedrängt saßen die über 170 Gäste unter dem doch etwas löchrigen Dach. Darunter waren auch die Botschafter der Schweiz und Österreichs, ebenfalls der Geschäftsträger der deutschen Botschaft. Die enge Bestuhlung war die Folge des strömenden Regens, denn eigentlich ist die Casa Gaia großteils nicht überdacht. Der Stimmung tat dies jedoch keinen Abbruch, eher im Gegenteil. Nach der Begrüßung durch Heinrich Villiger begann ein Unterhaltungsprogramm der Extraklasse, das ausnahmslos alle Anwesenden in seinen Bann zog. Es begann mit einem Auftritt der Kindertanzgruppe aus einem Projekt des Kinderhilfswerks Camaquito e.V., präsentiert von dessen Gründer Marc Kuster. Die Freude am Tanzen, aber auch das Können der Kleinen, waren einfach hinreißend anzuschauen. Nach dem Essen folgte dann eine weitere Tanzperformance einer Gruppe aus Havanna, die einen geradezu spektakulären Auftritt hinlegte. Den Saal endgültig zum Kochen brachte dann Laritza Bacallao, eine noch junge Sängerin, die aber bereits zu den kommenden Stars der cubanischen Musik zählt.
Am Abend fuhren wir dann zur Gala-Nacht, die traditionell das Festival abschließt. Die Herren erscheinen in der Regel im Smoking oder dunklen Anzug, die Damen in Abendkleidern und festlichen Roben. Das Programm glänzte mit den Auftritten berühmter Künstler der Insel. Alle Namen aufzuzählen, wäre hier zu viel. Besonders berührt hat mich jedoch der Auftritt von Omara Portuondo, bei der man ohne jede Übertreibung von einer lebenden Legende sprechen kann.
Man serviert in rascher Folge die vier Gänge des Essens und ein musikalischer Höhepunkt folgt auf den nächsten. Unter den Gästen weilten auch mehrere Ehrengäste, wie Hollywoodstar Danny Glover und Boris Becker, der mit Gattin Lilly gekommen war.
Dem Motto des Abends folgend, reicht man uns im Verlauf der Gala vier Formate der traditionsreichen Habanos-Marke Partagás. Als Höhepunkt wird dann die Partagás Lusitania Gran Reserva aus mindestens fünf Jahre reifegelagerten Tabaken vorgestellt. Sie hat das Format einer Doppelcorona, das auch Prominente genannt wird und eine Länge von 194 mm bei einem Ringmaß von 49 hat. Geschmacklich ist diese Cigarre ein absoluter Hammer! Für mich persönlich ist dies die bisher beste Cigarre der Reserva- und Gran Reserva-Linien. Der 83jährige Maestro Ligador, Arnaldo Bichot, aus der Partagás-Manufaktur hat hier eine absolut fantastische Cigarre geschaffen. Die 5.000 Kisten werden sicher rasch weltweit zu gesuchten Sammlerstücken.
Nach all diesen Genüssen folgte dann die Auszeichnung der Hombres del Habano. Mit besonderer Spannung warteten wir auf die in der Kategorie Business, war doch hier auch unser Freund und Kunde aus Wien, Ercan Hazar, nominiert. Leider ging die Auszeichnung dann jedoch an Mauricio Abraham, den Sub-Distributeur von Habanos in der Karibik. In der Kategorie Produktion zeichnete man Inocente Osvaldo Encarnación aus, der seit über 60 Jahren bei Tabacuba tätig ist. In der Kategorie Kommunikation übergab Ehrengast Boris Becker die Auszeichnung an Phoenicia Trading.
Simon Chase aus London beendete dann wie üblich die Gala mit der Versteigerung der Humidore zu Gunsten des cubanischen Gesundheitswesens. Und hier erlebten wir nun eine besondre Überraschung: zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals ersteigerte ein Teilnehmer aus Deutschland einen dieser gewaltigen Humidore. Muhammet Genc, Inhaber der ersten La Casa del Habano in Düsseldorf, ersteigerte für einen Preis von 120.000 Euro einen Humidor mit 350 Stück Cigarren der Marke Hoyo de Monterrey. Er wird künftig einen Ehrenplatz in den Räumen der Casa einnehmen, die in Kürze (nicht nur deswegen) umgebaut und erweitert werden.
Das 15. Festival endete mit einer sehr gelungenen Abschluss-Gala und die Teilnehmer fuhren mit einer Fülle von neuen Eindrücken und voller Erwartung auf die vorgestellten Cigarren wieder zurück in ihre Heimatländer.
Christoph A. Puszkar