20. Oktober 2011 –
Gelungener Artikel der dieses Thema bzw. die Argumentation der Rauchverbots-Befürworter „zerlegt“….
Raucherverbot in NRW: Woanders funktioniert es doch auch?
In Rest der Welt | Am 10 Oktober 2011 | Von Gastautor Werner R. Niedermeier
Wenn jemand totalitäre Gesetze einführen will, hört man immer wieder das Argument: „Woanders funktioniert es ja auch“. Dass dies in den seltensten Fällen der Wahrheit entspricht, zeigt ein Exkurs nach Bayern, mehr als ein Jahr nach Einführung des totalen Rauchverbots in der Gastronomie. Von unserem bayerischen Gastautor Werner R. Niedermeier.
Der stellvertretende Chefredakteur der Münchner Abendzeitung, Georg Thanscheidt, schrieb: „Rauchen in Münchner Kneipen – das hat was von Whiskey trinken im Chicago der 20er Jahre: Es ist verboten, trotzdem machen es (immer noch) viele. Nach meinen subjektiven Erfahrungswerten als Nichtraucher wird in mindestens einem Drittel der Münchner Wirtschaften gequalmt: meist erst nach 0 Uhr, mancherorts ganztägig“. Ist es das, was Frau Steffens unter „Funktionieren“ versteht?
Sebastian Frankenberger , der Chef der Splitterpartei ÖDP, die von Jutta Dittfurth einst als „Öko- Faschisten“ bezeichnet wurde und Erfinder des totalen Rauchverbots in Bayerns Gastronomie, behauptet zwar nach wie vor, zuletzt in einem Bericht der dpa, das Rauchverbot „hat sich größtenteils eingespielt. Es gibt nur wenige schwarze Schafe“. Nun, Herr Frankenberger hat in einer Vielzahl von Lokalen Hausverbot – wie will er sich da ein objektives Bild machen?
Die Antiraucherlobby verweist gerne auf eine Veröffentlichung des statistischen Bundesamtes, nach der in Bayern seit dem Rauchverbot der Umsatz in der Gastronomie gestiegen sei, während er ohne totales Rauchverbot in der NRW-Gastronomie gesunken sei. Jemand, der dies behauptet, hat wohl sehr genau das Buch „So lügt man mit Statistik“ von Walter Krämer oder eine ähnliche Veröffentlichung gelesen. Zuerst einmal: In dieser Statistik werden nur Betriebe aufgenommen, die mindestens 50.000 Euro Jahresumsatz machen, eine Summe, die für die meisten kleinen Kneipen nicht erzielt werden kann. Damit fallen schon die Lokale, die die meisten Probleme mit einem Rauchverbot haben, aus der Statistik heraus. Dann sind in dieser Statistik die Systemgastronomie- Betriebe enthalten, von denen die meisten schon lange Rauchfrei sind. Und nicht zuletzt werden dort auch Hotels und Restaurants erfasst, die in einem Urlaubsland wie Bayern wesentlich dominanter sind als zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen. Und selbst wenn diese Statistik irgend eine Aussagekraft hätte: Was nutzt es dem Wirt, der sein Lokal wegen des Rauchverbotes schließen muss, wenn dafür das Hotel „Alpenglühen“ 30 Prozent mehr Umsatz macht?
Das renommierte MIFM-Institut hat ein Jahr nach Inkrafttreten des totalen Rauchverbotes in der bayerischen Gastronomie eine repräsentative Studie mit Schwerpunkt auf der sogenannten „getränkegeprägten Kleingastronomie“ erstellt, mit erschreckenden Ergebnissen. Hier nur ein paar Punkte aus dieser Studie:
– Große Mehrheit hält das Rauchverbot für eher schlecht
– Rund 30 Prozent der Gäste bleiben weg
– Fast 2/3 der Gäste bleiben kürzer
– Zwei Drittel beklagen Umsatzrückgänge, im Durchschnitt um 28 Prozent
– 1/3 der betroffenen Gastronomen hat bereits Entlassungen oder Arbeitszeitverkürzunge vorgenommen bzw. überlegt, dieses zu tun
– Entlassungen treffen Festangestellte und Aushilfskräfte gleichermaßen
– 47 Prozent kennen Wirte, die ihren Betrieb wegen des Rauchverbots geschlossen haben, bzw. über eine Schließung nachdenken
Das Rauchverbot funktioniert in Bayern gut? NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) spricht immer gern davon, dass die „Wettbewerbsverzerrung“ mit einem totalen Rauchverbot in der Gastronomie nicht mehr stattfinden würde. Selbstverständlich ist das gelogen. Denn Lokale, die über einen Außenbereich verfügen, haben massive Wettbewerbsvorteile, denn dort darf ja (noch) geraucht werden. Will man hier bereits das nächste Türchen zu einem Rauchverbot auch im Freien aufstoßen? Überhaupt stellt sich die Frage, wenn man eine Raucherlaubnis als „Wettbewerbsvorteil“ sieht, warum man dann überhaupt Rauchverbote aussprechen muss. Wäre es nicht sinnvoller, den Markt entscheiden zu lassen? Und wenn, wie behauptet, nun Massen an Familien mit Kindern in die kleinen Kneipen einziehen, dann wird doch kein Wirt so dumm sein, sich diesen „Vorteil“ entgehen zu lassen. Wahr ist, dass die versprochenen Familien mit Kindern nach wie vor keine kleinen Kneipen aufsuchen – und ob die Eckkneipe wirklich der beste Raum für Kinder ist, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Diese Familien, die nicht in Raucherlokalen verkehren wollen, gehen in die vielen rauchfreien Gaststätten, die es auch ohne ein totales Rauchverbot gibt.
Häufig hört man auch: „Die paar Minuten zum Rauchen kann ja jeder leicht vor die Türe gehen“. Abgesehen davon, dass man eine Zigarre oder Pfeife nicht „in ein paar Minuten“ raucht, erzeugt genau dieses „vor die Türe gehen“ massive Probleme. Denn selbst wenn die Menschen vor der Türe – und das sind nicht nur Raucher, sondern auch deren nichtrauchende Freunde, denn wer will alleine am Tisch sitzen, wenn draußen die Post abgeht? – sich ruhig verhalten, erzeugen doch mehrere Menschen, die sich unterhalten, einen Lärmpegel, der Probleme mit den Nachbarn hervorruft. Abgesehen davon, dass die in Bayern früher in jedem Lokal anzutreffenden „Kartler-Runden“ sich immer mehr in den privaten Bereich zurück gezogen haben. Es macht einfach keinen Spaß, wenn ständig jemand aufsteht und vor die Türe geht und damit den Spielfluss unterbricht.
Wenn militanten Antirauchern gar nichts mehr einfällt, bringen sie das Argument der „armen Bedienung“, die in einer Raucherkneipe arbeiten muss. Aber auch dieses Argument ist in Wirklichkeit keines, denn erstens rauchen die meisten Beschäftigten in der Gastronomie selbst, und zweitens ist es sicherlich kein Problem, in einem der vielen Nichtraucherlokale zu arbeiten, wenn man wirklich ein Problem mit dem Rauch haben sollte. Vielleicht sollte man sich in Bayern einmal mit den Bedienungen unterhalten, die wegen des Rauchverbots ihren Job verloren haben, weil das Lokal schließen oder Personal einsparen musste.
Das totale Rauchverbot in Bayerns Gastronomie funktioniert mitnichten gut. Wer dies behauptet, hat sich entweder nicht informiert, oder er oder sie lügt bewusst. Beides sind nicht unbedingt gute Voraussetzungen für Menschen, die Politik machen wollen. Dass die Grünen eine „drogenfreie Gesellschaft“ anstreben, wie Frau Künast dies formuliert hat, ist ihr gutes Recht. Dass sie dafür aber lügen und Menschen ihrer Existenz berauben, geht deutlich zu weit. Ein totales Rauchverbot in der Gastronomie nutzt nur den Antiraucherlobbyisten und Verbotsfetischisten etwas. Für alle anderen Menschen ist es eine Gängelung, ein unzumutbarer Eingriff in die persönliche Selbstbestimmung und das Erzwingen einer puritanischen Lebenshaltung.
Werner R. Niedermeier (www.rauchernews.de)