Besuch bei Roland Kirsch. Pfeifenmacher aus Mecklenburg.

Wer durch Mecklenburg fährt, kommt leicht ins Schwärmen. Die weite Fläche, der Horizont immer sichtbar, die leicht hüglige Landschaft, die versprengten Orte, die urigen Dörfer, die See vor der Haustür. Kein Wunder, dass man hier auf „dumme“ Gedanken kommt und daran denkt Pfeifen zu machen. Aber auch bei Roland Kirsch führte der Weg nicht direkt zur Pfeifenmacherei. Das wäre auch zu langweilig. Denn bisher hat sich noch immer bewahrheitet, dass Handwerkern, die etwas in ihrem Leben erlebt haben, so schnell nicht die Ideen ausgehen.

Ursprünglich ist Roland Kirsch gar kein Mecklenburger, sondern Thüringer. Auch wenn er ganz wunderbar in diese Landschaft passt, war es sein Armeedienst, der ihn in dieses Land führte. Und er blieb, wurde sesshaft und arbeitete mit Holz. Nein, noch war es für Bruyèrestaub längst nicht so weit.

Roland wurde Tischlermeister und leitete eine große Tischlerei mit einigen Angestellten. Insofern hat er das saubere Konstruieren, das planhafte und ordentliche Vorgehen von der Pike auf gelernt. Dies ist eines der Eigenschaften, die man auch noch bis heute an ihm und seinen Pfeifen spürt. Hier hat alles „Hand und Fuß“, ist solide und sehr präzise gearbeitet.

Zur Pfeife gefunden hat er erst verhältnismäßig spät, was seiner Leidenschaft für das Thema aber ganz und gar keinen Abbruch tut. So war er im Jahr 2000 für das damals noch existente Tabakunternehmen Planta als Messebauer auf der Intertabac tätig. Nach getaner Arbeit schenkte ihm der Marketingchef eine Pfeife (eine Design Berlin) und ein Pouch Cellini- Tabak. Roland fand gefallen und war schnell auf der Suche nach neuen, schöneren Pfeifen. Seine Leidenschaft führte ihn vor allem zu dänischen Pfeifen. Allen voran Pfeifen von Poul Winslow und Stanwell. Hiervon hat er heute noch eine große Sammlung und raucht diese Pfeifen regelmäßig. Diese Jahre als ausschließlicher Pfeifenraucher und Sammler waren für ihn prägend und beeinflussen ihn bis heute. Sein Tabakgeschmack ist eher der aromatisierten Richtung zuzuordnen. Er hat aber auch keine Angst vor „Experimenten“.

Roland musste noch bis 2013 warten, bevor er seine ersten Gehversuche im Bereich Pfeifenbau machte. Seine Kenntnisse vom Holzbau sowie eine solide ausgestattete Werkstatt waren natürlich sehr hilfreich. Auch ein Pfeifenbau-Workshop, den er in seiner alten Heimat Thüringen besuchte, waren für Roland sehr ermutigend. So fing es an, Stück für Stück. Bis nach unzähligen Versuchen und etlichen „Werkstattpfeifen“ zum selbst Rauchen er das Gefühl hatte, seine Pfeifen auch anderen ans Herz zu legen.

Er bot seine fertigen Stücke mit wechselndem Erfolg dem umliegenden Fachhandel an. Auch war und ist Roland Kirsch ein absoluter „Messegänger“. Er war fortan mit seinen Pfeifen auf etlichen Ausstellungen und Pfeifenmessen zu sehen. Seine Frau Sabine begleitete ihn häufig dabei.

Seinen Durchbruch hatte er aber vor allem, als der Blogger- und YouTube-Pfeifenvideo-„Papst“ Ralf Dings auf ihn aufmerksam wurde. Besser gesagt: von seinen Zuschauern mit der Nase auf ihn gestoßen wurde. Das war für ihn ein Schlüsselmoment, hier stand er auf einmal im Rampenlicht und konnte sich nach der Veröffentlichung eines Videos über ihn kaum noch vor Anfragen retten. Ab jetzt sah und hörte man ihn!

Später kamen eine eigene Homepage und ein Social Media Auftritt dazu. Betreut wird dieser Bereich von seiner überaus netten und charmanten Frau Sabine. Sie kümmert sich auch um Fotos und den Versand.

Wer von Roland Kirschs Pfeifen erzählt, kommt nicht umhin, davon zu berichten, mit was für einer Leidenschaft er für das Thema brennt. Im Allgemeinen, für das Thema Pfeife & Tabak, aber insbesondere für seine Pfeifen und den Pfeifenbau. Dabei ist Roland Kirsch offen, kommunikativ und ehrlich. Er braucht den Austausch über seine Arbeit. Dies ist auch einer der Gründe, warum er sehr gerne auf Messen geht und auf Pfeifenrauchertreffen (auch bei mir in Lübeck) ein gerngesehener Gast ist. Hier bekommt er Feedback und Inspiration. Das er dabei immer dabei ist seine Pfeifen zu verbessern, hört sich vielleicht abgedroschen an, ist aber tatsächlich so. Wer seine Pfeifen sieht, glaubt das aber gern.

Dieser Austausch funktioniert nicht nur mit seinen Kunden und anderen Pfeifenrauchern, sondern auch auf professioneller Ebene. Und das ist eine absolute Ausnahme. Beispiel: Fragen sie mal einen Pfeifenmacher, welches Strahlgut er zum Sandstrahlen benutzt. Oder welche Körnung das Sandpapier für den „letzten Schliff“ haben muss. In den meisten Fällen bekommen Sie ein Schweigen als Antwort, mit viel Glück höflich-ausweichende Antworten mit dänischem Akzent. Nicht so bei Roland Kirsch. Offenheit gehört bei ihm zum guten Ton. Und er erwartet sie auch von seinem Gegenüber.

Werden wir konkret, schauen wir auf Roland Kirschs Pfeifen!

Wer seine Pfeifen betrachtet, wird einen dänischen Einfluss nicht von der Hand weisen können. Auch in Machart und Konstruktion gibt es durchaus Anleihen am dänischen Serienpfeifenbau vergangener Tage. So kann man in der Regel davon ausgehen, das seine Pfeifen mit 9mm Bohrung sind und eher etwas „fleischiger“ und volmuniöser im Auftritt. Dies ist bei ihm kein Marktzugeständnis – denn dieser Machart ist beliebt und populär -, vielmehr reflektiert es seinen eigenen Geschmack und ist Ausdruck für sein eigenes Verständnis von Ästhetik bei Pfeifen. Dies heißt übrigens nicht, dass er nicht auch leichte, zierliche Pfeifen ohne Filter baut. Ich spreche aus Erfahrung. Solche Pfeifen sind jedenfalls nicht immer auf „seinem Radar“.

Dabei verwendet er vor allem Acryl für seine Mundstücke. Und tut damit der absoluten Mehrheit der Pfeifenraucher einen echten Gefallen, die vor allem die Pflegeleichtigkeit schätzen. Puristen rümpfen darüber vielleicht die Nase, aber keine Sorge – besondere Stücke bekommen ein feines Handcut SEM-Cumberland-Mundstück! Daraus, dass er auch vorgefertigte Acryl-Rohlinge für Mundstücke verwendet, macht er kein Geheimnis. „Christian, darüber kannst du ruhig berichten.“ – Wow! Roland Kirsch meint es ernst mit seiner Transparenz. Es gibt allerdings einige Mundstückarten, die man nur aus dem vollen Stangenmaterial drehen kann. Dafür hat er seine Drehmaschine! Und auch sonst ist seine Werkstatt beneidenswert gut ausgestattet. Er legt Wert auf gutes Werkzeug, gute Maschinen, beste Materialien.

Als Applikationen kommen gerne Edelholzarten zum Einsatz. Aber auch Acryl, das er sich nach eigenen Vorstellungen selbst anfertigt. Haben Sie zum Beispiel schon einmal blaues Acryl mit eingegossenen Fichtenzapfen gesehen? Auch Sterling Silber oder antike Metallringe finden Verwendung.

Roland mag glatte Pfeifen am liebsten. Hier sieht er die Maserung und das lebendige Stück Holz am besten. Nichtsdestotrotz hat er ein eigenes Sandstrahlkabinett von dem andere, möglicherweise renommiertere Pfeifenmacher träumen. Es gibt auch sandgestrahlte Pfeifen von Roland, aber diese sind bisher noch recht selten. „Ich lass‘ sie, wenn es geht, einfach lieber glatt,“ sagt er. Dann muss der Kunde zwar hin und wieder mit Spots und Sandkorneinschlüssen leben, aber er findet es so besser. Ich hoffe dennoch, dass Roland zukünftig mehr sandstrahlt, denn die Ergebnisse sind unglaublich gut!

Auch vor anderen Holzarten hat Roland Kirsch keine „Angst“. Mooreiche, Teak, Palisander, Olivenholz und natürlich Bruyère findet man in seiner Werkstatt. Dabei sind die Vorräte an unglaublich gut gemasertem, trockenen Bruyère bemerkenswert! Er schätzt seinen Vorrat auf ungefähr 3000 Kanteln von Mimmo, Rainer Barbi und anderen Quellen und hofft, dass es noch eine Weile reicht. Denn Roland Kirsch ist fleißig. Er ist eigentlich kaum aus seiner Werkstatt herauszulocken, die in einem Anbau an seinem Wohnhaus untergebracht ist. Wenn nicht gerade seine Enkelkinder zu Besuch sind oder er im Auftrag von Pfeife & Tabak unterwegs ist, ist er hier anzutreffen. Gut, dass er nicht mehr „muss“ – er macht Pfeifen zu seinem Vergnügen, offiziell ist er schon einige Zeit im beruflichen Ruhestand.

Das schmälert seinen Ehrgeiz aber in keinster Weise. Roland Kirsch macht, tut, will.

Umso mehr freuen wir uns, bald Pfeifen von ihm in unserem Shop anzubieten. Noch ist es nicht so weit, denn die Post benötigt Ihre Zeit. Aber in den nächsten Wochen sollten Sie davon hören!

Dabei wird ihnen auffallen, das seine Pfeifen ein ganz hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis haben. Außergewöhnlich gut sogar. Auch hier „kann er nicht anders“. Er findet, seine Pfeifen sollten sich alle Pfeifenraucher leisten können. Natürlich kostet eine Straight Grain mehr als eine rustizierte Pfeife. Aber in Dänemark würde man für so eine Straight Grain wahrscheinlich das Doppelte, Drei- oder Vierfache ausgeben müssen. Dabei ist – wie schon angedeutet- das Fertigungsniveau sehr hoch einzuschätzen. Und Meilenweit davon entfernt, was Hobby-Pfeifenmacher bei Facebook & Co. zeigen. Bei Roland Kirsch passt alles. Die Kanten sind sauber, die Symmetrie perfekt umgesetzt, die Mundstücke sauber verschachtelt.

Freuen Sie sich daher auf eine Pfeife von Roland Kirsch. Dem Thüringer Original aus Mecklenburg, das für die Pfeife brennt!

 

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