Flake, Plug, Twist, Coins, Cake, Cavendish. Feine Tabakspezialitäten für Kenner.

Pfeifenraucher aller Welt sind stets auf der Suche nach besonders raren, hochwertigen, aromatischen Pfeifentabaken. Die Tabakhersteller bedienen diese „Nische“ natürlich gern, denn allen Unkenrufen zum Trotz lässt sich mit diesem Wunderkraut immer noch gutes Geld verdienen.

Die „Nische in der Nische“ stellen Tabake dar, die sich bestimmten Veredelungs- und Pressprozessen unterzogen haben. Wir reden über Flakes, Plugs, Twists, Curlys, Coins und sonstige „Exoten“, die den Kenner aufhorchen lassen, den Anfänger aber vielleicht etwas ratlos zurück lassen. Wir hatten in diesem Video schon einmal erklärt, was man beim aufbereiten und rauchen dieser Tabakgattung beachten muss, und all dies gilt auch für für die verwandten Gattungen.

Gehen wir nun im Einzelnen auf die Besonderheiten der Herstellung dieser Spezialitäten ein.

Grundtabak und Bestandteil  fast all dieser Zubereitungen ist Virginia aus verschiedenen Anbaugebieten, der Lose in Metallbehälter die mit Ölpapier ausgelegt sind geschichtet wird, um ihn mit hohem Druck zu pressen. Manchmal auch unter der Zufuhr von Hitze oder Dampf.


Heraus kommt ein Tabakkuchen, der durch den Druck ziemlich massiv und Hart geworden ist.


Der Kenner spricht von einem „Plug“. Diese „Tabakblöcke“ werden nur selten in dieser Art und weise zum verkauf angeboten, aber der HU Krater Plug oder DTM Salty Dogs sind eigentlich immer erhältlich. Vor dem Rauchen werden mit einem scharfen Messer feine Scheiben abgeschnitten, die ähnlich wie Flake zerteilt werden können, oder aber als Cube Cut in die Pfeife eingebracht werden. Eine andere Methode ist, sehr, sehr feine Scheiben ( auch „Angel’s Hair“ genannt) abzutrennen, und dann fast Shag- Tabak zu rauchen. So oder so sind Plugs sehr lange ohne besonderen Aufwand Haltbar. Mehr noch, reifen diese Tabake sehr schön nach, und verlieren kaum Feuchtigkeit. Den Ursprung hat dieser Tabakblock in der Seefahrt, wo den Seeleuten Ihre Tabakration in dieser Form dargereicht wurde. Vorteil war, das sich der Tabak sehr lange frisch hielt, und er ja nach belieben frisch vom Stück geschnitten als Rauch- oder Kautabak verwenden ließ.

Kommen wir nun zum direkten Verwandten des Plugs- dem Flake, der mit Sicherheit am verbreitetsten ist.


Es gibt je nach Hersteller unterschiedliche Dicken und Konsistenzen in denen dieser Flake angeboten wird. Flakes von Mac Baren haben zum Beispiel eine sehr feste, gleichmäßige Konsistenz, mit klar erkennbaren Scheiben, die sich auch mit der beliebten „Knick & Falt- Methode“ in die Pfeife einbringen lassen. Flakes von Dan Tobacco (DTM) sind hingegen deutlich lockerer, und die Flakescheiben zerfallen auch schon einmal direkt in der Dose. Grund dafür ist, das anders bei allen anderen Herstellern auf die Zugabe von Gummi Arabicum verzichtet wird. Gummi Arabicum gibt dem Flake also eine deutlich festere Struktur, aber führt auch dazu, das sich am Kopfrand der Pfeife schnell und sehr deutlich eine schwarze Ablagerung bildet. Samuel Gawith Flakes sind deutlich dicker geschnitten, und müssen vor dem rauchen lange getrocknet werden, damit sie besser abbrechen. Aber probieren Sie selbst, Sie werden feststellen das Flake nicht gleich Flake ist.

Die nächste Tabakart ist der Curly, Twist oder Coin der deutlich seltener auf dem deutschen Tabakmarkt anzutreffen ist.



Für diese Sorte werden ganze Tabakblätter, ohne sie zu entrippen zu seilen „verdreht“ oder geflochten. Oftmals besteht der Kern aus einer Würztabaksorte, wie zum Beispiel Perique oder Kentucky. Dann werden Virginiasorten und Burleys um diesen Kern gewickelt. Dieser Prozeß ist fast ausschließlich Handarbeit, was auch erklärt, wieso unterschiedliche Tabakchargen immer etwas anders als die vorhergehende ausfallen können. Die Curlys von Mac Baren bekommen außerdem noch ein Ahornsirup- Casing, das gar nicht unbedingt zum aromatisieren dient. Vielmehr hilft es die Tabake miteinander zu „verkleben“, damit sich die Rolle nicht wieder in ihre Bestandteile auflöst. Verkauft werden diese Tabake dann überwiegend in fertig geschnitten Curlys , die man locker aufrubbelt um sie in die Pfeife einzubringen. Es gibt aber auch ungeschnittene Twists, wie der fast nur aus Kentucky bestehende und kräftige Samuel Gawith Black XX oder der sehr, sehr kräftige Brown No.4.

Zu Guter letzt sei der Cake „Tabakkuchen“ erwähnt, der in Deutschland nur schwer zu finden ist.


Hierbei wird ein fertig gemischter, loser Schnitttabak zu Kuchen gepresst. Dabei wird allerdings deutlich weniger Druck als bei der Herstellung von Plugs verwendet. Der Vorteil liegt in der deutlich intensiveren „Vermählung“ der Unterschiedlichen Tabakbestandteile, und in der besseren Reife- und Lagerfähigkeit.

Ihren Ursprung haben all diese Sorten im so genannten „Cavendish- Verfahren“. Als im frühen 19. Jh. Virginia- Tabake aus den amerikanischen Kolonien nach Europa kamen, wurden diese In Fässer oder Segeltuch eingerollt, um sie besser transportieren zu können. Als diese dann an Land wieder ausgepackt wurden, stellte man fest, das der Tabak einen chemischen Prozeß durchlaufen ist, der ihn dunkler, luftiger und etwas süßer werden ließ. Wer intensiver in das Thema eintauchen möchte sei das interessante Blog von Ralf Dings empfohlen.

Dieses Verfahren wurde von der Tabakindustrie adaptiert, und gipfelte in der Herstellung des allseits bekannten und viel verwendeten Black Cavendish.


Hier wird allerdings weniger Druck, als große Hitze und Dampf verwendet um den Tabak nachzudunkeln und die Poren zu öffnen, und ihn deutlich süßer zu machen. Dieser Tabak eignet sich dann bestens um ihn mit Aromastoffen zu versehen. Ein prominenter Vertreter dieser Gattung ist der Danske Club Black (ehemals Black Luxury). Auch unser Pipe Republic Ashford hat einen großen Anteil Black Luxury.

Bleibt festzuhalten das „Cavendish“- Tabake sowohl Tabake die eine Pressung durchlaufen sind meinen können, als auch Tabake gemeint sein können, die zum „Black Cavendish“ aufbereitet worden sind.

Bleibt noch die Frage: Warum das alles? Warum sollte ich mich als Pfeifenraucher intensiver mit Flakes, Plugs, Coins etc. beschäftigen?

Tabake wie diese haben ein sehr hohes Reifepotenzial. Sie „verbessern“ sich im Laufe der Jahre, werden „runder“, süßer, intensiver. Wer einmal ein paar Scheiben Capstan Blau aus ende der 40er Jahre probieren durfte weiß wovon ich spreche.

Dieser Reifevorgang ist dann häufig an den gräulich-weißen Ablagerungen zu erkennen, der sich an Virginiatabaken niederschlägt. Die einen Experten sagen, es seien Zuckerablagerungen, die anderen meinen es sind Hinterlassenschaften von Bakterien die diesen Reifeprozeß begünstigen. So oder so, Kenner schätzen diese „Blüte“ sehr und wissen dieses positive Zeichen zu deuten. Anfänger verwechseln dies allerdings häufig mit Schimmel.

Aber auch im frischen Zustand sind diese Presstabake deutlich runder und intensiver als vergleichbare Tabake in losem Zustand. Hinzu kommt sicherlich, das diese Sorten zum „zelebrieren“ des Rauchrituals einladen. Das Abschneiden, aufrubbeln und aufbereiten vor dem Rauchen vertieft den Genuß und fördert den Spaß sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Viel Spaß beim Genießen und probieren!

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